„Spiel mir das Lied vom Tod“ Kritik

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Handlung:

Der Auftragskiller Frank ermordet im Auftrag einer
Eisenbahngesellschaft den Farmer McBain samt seiner ganzen Familie.  Da seine Frau Jill noch nicht eingetroffen ist, bleibt sie verschont.
Währenddessen treibt der Bandit Cheyenne sein Unwesen in
der Gegend. Harmonika fängt ihn und kauft mit der Prämie die Farm der
McBains. Sein Ziel ist Rache, sein Opfer Frank. Doch der kann sich an
den mysteriösen Fremden nicht erinnern…

Kritik:

Trotz seines riesigen Erfolges mit der “Dollar”-Trilogie wollte
Regisseur Sergio Leone zunächst keinen weiteren Western mehr drehen und
widmete sich den amerikanischen Gangsterfilmen, welche aber niemand
sehen wollte. So entschied er sich später dennoch einen letzten Western
zu drehen, in dem er dem gesamten Genre seinen Tribut zollen sollte.
Leone schaffte es gemeinsam mit Bernardo Bertolucci und Dario Argento,
den im Jahre 1968 erschienenen Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ (OT:
C’era una volta il West„) abzuliefern, welcher bis heute als ein
absoluter Klassiker gilt und sich von vielen anderen Filmen des Genres
absetzt und überragt.

Der Vorspann, welcher bis dato die längste Sequenz in der
Filmgeschichte besitzt, ist eines der Markenzeichen dieses Films. Drei
zwielichtige, bedrohliche Männer warten auf einem Bahnhof irgendwo in
der Wüste auf den Zug, um genauer zu sein, auf jemanden, der in dem Zug
sitzt. Dies dauert ungefähr 10 Minuten, ohne das etwas passiert. Die
Kamera richtet sich lange an die Gesichter der Männer, im Hintergrund
hört man das Quitschen des Windrades, einer der Männer spielt
währenddessen mit einer lästigen Fliege, der andere knackt die Finger,
während der andere seinen Hut aufsetzt , da über ihm durch eine undichte
Stelle Wassertropfen auf ihn fallen. Trifft der Zug endlich ein, hören
sie eine Melodie spielen. Es war der Mann, auf den sie anscheinend
gewartet haben, welcher die Melodie auf einer Mundharmonika spielt. Nach
einem kurzen Gespräch kommt es letztendlich zum Schusswechsel. Dies ist
der Anfang des Westernklassikers.

Es ist wohl eine Ironie der Filmgeschichte, das dieser grandiose
Western keine reine amerikanische Produktion ist, sondern eine
italienische, die von den USA lediglich mitproduziert wurde. Wenn man
sich genauer mit dem Film beschäftigt, dürfte erkennbar sein, dass sich
die Handlung rund um den amerikanischem Westen dreht. Deshalb wäre
hierfür eine direkte Übersetzung des englischen Titels: “Once Upon a
Time in the West
”, also auf deutsch: “Es war einmal in Westen”
angebrachter gewesen als der deutsche Titel “Spiel mir das Lied vom
Tod”. Der deutsche Titel legt zu viel Wert auf die Mundharmonika, welche
eigentlich nur dem mysteriösen Fremden gewährt ist, während der Film
aber die Veränderung des Westens durch neue industrielle Möglichkeiten
wie zum Beispiel dem Bau einer neuen Eisenbahnstrecke dem Zuschauer
übermitteln möchte.

Ein weiteres Merkmal dieses Westerns ist die musikalische
Untermalung. Mit einer Laufzeit von 160 Minuten erwartet man viele
Dialoge, doch diese kommen hier über die lange Laufzeit kaum auf. Leone
legt besonders viel Wert darauf, die Charaktere mit der
Kameraeinstellung und der untermalenden, passenden Musik darzustellen.
Wie im Film dann zu sehen ist, gibt es viele Nahaufnahmen, die die Mimik
der einzelnen Figuren besser zur Geltung bringen sollen. Die von Ennio
Morricone komponierte Musik ist über die gesamte Länge des Films einfach
unbeschreiblich. Jeder Charakter hat eine eigene Erkennungsmelodie, so
dass dieser nicht sprechen muss, die Mimik und die Melodie spricht für
jeden der Figuren von selbst. So bekommt beispielsweise der Fremde mit
der Mundharmonika die Hauptmelodie, welche jeder schon mal gehört hat
und welche wohö bekannter sein dürfte als der Film selbst.

Für die Rollen hat Leone hervorragende und erfahrene Darsteller
gefunden. Zum einen wäre da Henry Fonda zu erwähnen, welcher diesmal
nicht als Held agiert, sondern als harter, erbarmungsloser und brutaler
Killer zu sehen ist, der nicht einmal davor zurückschreckt, Kinder
umzubringen und unbedingt den Platz des Eisenbahnerbauers Mr. Morton,
gespielt von Gabriele Ferzetti, einnehmen möchte. Er verfolgt also seine
eigenen Interessen, und dies auf brutale Art und Weise. Die Rolle als
Bösewicht bringt Fonda sehr überzeugend rüber. Jason Robards spielt
perfekt einen Übeltäter namens Cheyenne, welcher unbedingt seine
Unschuld an dem Mord der Familie McBain beweisen will. Claudia Cardinale
als Jill spielt jedoch in diesem Film die wichtigste Rolle. Sie mimt
eine Protistuierte aus New Orleans, welche mit McBain eine Zweckehe
eingeht, um in eine bessere Zukunft blicken zu können. Wirkt sie
manchmal sehr zerbrechlich und ängstlich, was vor allem am Anfang
erkennbar ist, wechselt sich ihr Verhalten, besonders zu Frank
gegenüber, eher ins Gegenteil um. Zu guter Letzt spielt Charles Bronson
die Rolle des mysteriösen Fremden, welcher ständig auf einer
Mundharmonika spielt und sehr wenig von sich Preis gibt. Er ist auf der
Suche nach dem Mann, welcher seinen Bruder getötet hat.

Fazit: 

Ein Western, der es zu Recht verdient hat, als Klassiker
bezeichnet zu werden und den man nicht nur für Genre-Liebhaber empfehlen
kann. Trotz der langen Laufzeit überzeugt der Film mit enormer
Spannung, so dass es zu keiner Minute langweilig wird und begeistert
durch seine atemberaubende Musik, die an den passenden Stellen und
Momenten eingesetzt worden ist.

9,5 von 10 Punkten

Über Marcel 584 Artikel
Film ist eine Sprache die jeder versteht. Egal ob in serieller Form oder als Animation, Film dient den Menschen als Unterhaltung und begeistert durch seine Vielfältigkeit. Sei es auf den Ebenen der Erzählung, Effekten oder Charakteren. Film ist aber nicht nur eine Sprache, sondern eine Kunstform, ganz gleich in welcher Art und Weise. Das was ich an Film und allgemein an Medien liebe, ist die Vielfältigkeit, die verschiedenen Ebenen insbesondere die Meta Ebenen und in neue Welten einzutauchen. Aber auch Kritik und Lösungsvorschläge filmisch an unserem heutigen System auszuüben und zu zeigen, wie die Welt in der Zukunft aussehen könnte. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein".

5 Kommentare

  1. Eine gute Kritik zum vielleicht besten Western bisher. Die Darsteller sind einfach nur top, die Spannung (vor allem in der epischen^^ Anfgangssequenz) zum Schneiden dick und sonst bietet der Film viel Schauwerte und eine gute Handlung.

  2. Finde ich eine tolle Idee von euch auch ältere Filme zu reviewen. Eine klasse Kritik zu einem meiner Lieblingswestern. Plant ihr noch weitere Western zu kritisieren (wie zum Beispiel die Dollar-Reihe)?

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