Kritik: „R.E.D. 2“

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Handlung:
Frank Moses
(Bruce Willis) hat sich aus dem Spionagegeschäft zurückgezogen und versucht
krampfhaft, ein normales Leben mit seiner Freundin Sarah (Mary-Louise Parker)
zu führen. Die beinahe schon erstickende Ruhe findet jedoch ein jähes Ende, als
Frank und dessen bester Freund Marvin (John Malkovich) wegen der angeblichen
Beteiligung an einem geheimen Waffenprojekt namens „Nightshade“ liquidiert
werden sollen. Um die eigene Unschuld zu beweisen, müssen sie nicht nur das
geheimnisvolle Waffenprojekt aufdecken, sondern auch die verantwortlichen
Hintermänner ausfindig machen …
Gemeinsam
begeben sich die drei auf eine actiongeladene Jagd, die sie nach Genua, London
und Moskau führt, um das Geheimnis hinter „Nightshade“ zu lüften.
Unterstützung erhalten sie dabei von ihrer liebenswerten, aber nicht
zimperlichen Ex-Kollegin Victoria (Helen Mirren). Die ehemalige Top-Agentin mit
dem Prädikat „absolut treffsicher“ ist für diese kurzweilige
Ablenkung vom ereignislosen Ruhestand sofort zu haben. Schnell stellt sich
heraus, dass auch andere der Waffe auf der Spur sind: Eine ganze Reihe von
Spezialagenten und Terroristen versuchen mit allen Mitteln, die in die Jahre
gekommenen Ex-Spione kaltzustellen und „Nightshade“ in ihren Besitz
zu bringen. Und welche Rolle spielt Katja (Catherine Zeta-Jones),
die äußerst verführerische, ehemalige Flamme von Frank, die permanent ihre Wege
kreuzt? Waffentechnisch und zahlenmäßig unterlegen, können sich die
unerschrockenen Altmeister nur auf ihren scharfen Verstand und ihre exzellenten
Fähigkeiten verlassen, um heil aus dieser Geschichte herauszukommen.
Kritik:
Action-Veteran
Sylvester Stallone zeigte in mit „The Expendables 1 & 2“, wie gut Altstars
alles in Schutt und Asche legen können. Das war bei den Rentnerspionen in
„R.E.D.“ nicht anders. Nun startet Teil 2 der Agenten-Action-Komödie in den
Kinos und will ebenso hart, ulkig und actionreich sein, wie sein Vorgänger. Ob
Bruce Willis und seine Kollegen in der Fortsetzung ihren Stern weiter
hochhalten, oder ob der Streifen in den düsteren Kellern des Altenheimes
eingemottet werden muss, verraten wir euch in unserer Kinokritik.
R.E.D. steht
für Retired. Extremely Dangerous (also
„In Ruhestand aber extrem Gefährlich) und das sind unsere rüstigen Rentner in
der Tat. Schon in Teil eins haben uns Bruce Willis und Co. bewiesen, dass sie
auch im Alter immer noch in der Lage sind, ordentlich Gas zu geben. Unter der
Regie des deutschen Robert Schwentke avancierte sich „R.E.D“ schnell zum
Publikumsliebling. Bei „R.E.D. 2“ wurde nun die Regie abgegeben und an den
relativ unbekannten Dean Parisot (Galaxy Quest) weitergegeben.
Während Teil
eins noch auf einer tatsächlich existierenden Graphic Novell basierte, gab es
eine solche Vorlage für Teil zwei nicht mehr. Ein Originaldrehbuch musste her,
das sowohl die liebgewonnenen Charaktere aus „R.E.D.“ zurückbringen sollte als
auch neue Helden und Bösewichter zu etablieren hatte. Und eine knallige
Geschichte musste her. Und die Geschichte in Teil zwei ist tatsächlich größer.
Es geht wesentlich globaler zur Sache. Für unsere Rentner geht es fast um den
kompletten Globus. In James Bond Manier hetzen sie von Stadt zu Stadt, nur um
weitere Hinweise auf „Nightshade“ zu finden.
Storytechnisch
macht „R.E.D. 2“ lange Zeit alles richtig. Das Drehbuch erweist sich zunächst
als MacGuffin-getriebene (Gegenstände in Filmen, womit die Story stark
vorangetrieben werden) Agentenmär, die gekonnt und mittels cooler
Comicüberblendungen internationale Schauplätze einbindet und ein angenehm hohes
Tempo anschlägt. Zu keiner Zeit wird dem Zuschauer langweilig. Doch mit
zunehmender Laufzeit verliert die Story ihren roten Faden und vor allem gegen
Ende meint man es mit dem Twist wahrlich zu gut. Vor allem die Wendungen um den
Charakter von Anthony Hopkins stürmen in einem solchen Tempo und ohne
Vorwarnung auf den Zuschauer ein, dass man irgendwann in Bezug auf diesen
Charakter gar nicht mehr durchblickt. Der Beweggrund ist nicht eindeutig zu
erkennen. Darüber hinaus werden andere Figuren in ihrer Wertigkeit plötzlich
total herabgestuft und wirken wie billige Handlanger.
Kurzum: Gegen
Ende wird „R.E.D. 2“  fahrig und biegt
sich seine Charaktere so hin, wie es in dem jeweiligen Augenblick gerade passt.
Dabei entstehen neben charakterlichen Logikproblemen auch noch gravierende
allgemeine Logiklöcher.
Erstaunlich
schwer tut sich das Drehbuch auch bei den Charakteren selbst. Während Frank,
Marvin und Sarah noch erstaunlich gut funktionieren, braucht „R.E.D. 2“
Ewigkeiten, um Victoria (Helen Mirren / vielleicht sogar der heimliche Star des
Filmes) in den Handlungsverlauf einzubringen und Ivan (Brain Cox) kommt leider
nicht über einen viel zu kurzen Gastauftritt hinaus, welcher schon fast als
Cameoauftritt bezeichnet werden kann. Die Showrunner sind Marvin und Frank, die
„R.E.D. 2“ nach Belieben beherrschen und nicht einmal Sarah so richtig zum Zug
kommen lassen. Anthony Hopkins ist als Edward Bailey zwar unfassbar
spielfreudig, kommt gegen die miese Zeichnung seiner Figur aber nicht an. Catherine
Zeta-Jones hat die undankbare Rolle der russischen Agentin Katja abbekommen,
mit der im Film irgendwie niemand etwas anfangen kann. Sie dient lediglich als
Katalysator für die Eifersucht von Sarah. Zwar führt dies zu ein paar guten
Lachern, doch eigentlich hätte man die Rolle auch getrost aus dem Drehbuch
streichen können. Scheinbar wusste Catherine dies schon vorab und spielt die
Rolle daher auch sehr lustlos. Mit Wucht kommt dagegen Byung-hun Lee im „R.E.D.“
Franchise an, da er vor allem in den actionreichen Momenten des Filmes
auftaucht. Dass das Drehbuch aber nicht weiß, was es zu dieser Figur erzählen
soll, fällt schon sehr früh auf. Daher werden seine Beweggründe zum Schluss
nicht genügend beleuchtet um diese nachzuvollziehen können und wirken daher
ziemlich deplatziert.
Dies klingt
bisher nicht berauschend, doch wollte Dean Parisot bestimmt keinen Oscar für
das beste Drehbuch erhalten. Er legt mehr Wert auf den Humor und die Action. Der
Humor ist im Vergleich zum ersten Teil derweil deutlich offensiver geworden.
Die feine Ironie des Vorgängers wurde dafür deutlich zurückgeschraubt. Dennoch
wirkt der Film dadurch nicht platter oder lauter. Vielmehr sitzen erstaunlich
viele der Pointen genau da, wo sie hingehören. Auch die Parodie der
Hauptdarsteller auf ihre eigenen Filme passt sich dem Film sehr gut an.
Auffallend sind die Hauptthemen des Humors. Während in Teil eins noch die
meisten Gags auf das Alter der Hauptprotagonisten gelegt worden ist, wird in
Teil zwei eher auf die Beziehung zwischen Frank und Sarah eingegangen. Hier
entstehen durch Missverständnisse und Situationskomik einige Lacher.
In Sachen
Action passiert hier so einiges. Gerade die ersten 30 Minuten des Filmes wirken
wie ein Lehrvideo im Bereich „Kreatives Töten“. Wenn sich Bruce Willis gegen
ein Dutzend Soldaten ohne Waffen verteidigen muss, geht dem Actionfan das Herz
auf. Selbst ein Origami-Schwan kann als Mordinstrument genutzt werden. Doch im
späteren Verlauf des Filmes regieren wieder die „normalen“ Schusswaffen und „R.E.D.
2“ legt nochmal ordentlich an Druck zu. Da wird ein gesamter Straßenzug mit
einer Minigun in Schutt und Asche geschossen, mehrere Verfolgungsjagden mit
coolem Waffenposing werden eingestreut und die guten alten Faustkämpfe werden
auch nicht außer Acht gelassen. Hier ist äußerst positiv anzumerken, dass bei „R.E.D.
2“ diese Kämpfe gut choreographiert sind und auf den Einsatz der oft verhassten
Wackelkamera verzichtet worden ist. Zwar ist es schwer vorstellbar, dass die
Rentner zu diesen Aktionen noch in der Lage sind, aber dies kann der „geeignete“
Zuschauer ausblenden.
Leider sind
die „Spektakelszenen“ nicht so gut geraten wie die normalen Schießereien oder
Prügeleien. Gerade bei den Effektszenen wie dem Helikopterabsturz oder dem LKW
Unfall sieht man eindeutig die CGI Effekte. Hier hätte man bei der heutigen
Technik weitaus mehr rausholen können. Da die „billigen“ Effekte aber nur zwei-
bis dreimal auftauchen, kann man über diese noch hinweg sehen.
Fazit:
Man kann an
dieser Stelle „R.E.D. 2“ kaputt reden. Es gibt viele Logiklöcher und die
Charaktere sind nur in den seltensten Fällen richtig gut ausgearbeitet. Doch „R.E.D.
2“ will scheinbar auch keinen Wert drauf legen, sondern legt das Hauptaugenmerk
auf andere Dinge. Und das gelingt ihm ganz gut. Das liegt zum einen an den
hervorragend aufgelegten Darstellern, dem trotz allem erstaunlich gut
funktionierendem Humor, dem hohen Tempo, der deutlich spektakuläreren Action
und der nach wie vor tollen Chemie zwischen den bereits etablierten Figuren.
Gerade das Gespann Willis / Malkovich bzw. Frank / Marvin hält den Film beinahe
im Alleingang am Laufen und beschert ihm diverse humorige Momente. Alles in
allem eine gelungene Fortsetzung, die dem Original aber nicht ganz das Wasser
reichen kann.
6,5 von 10
Punkten
Über Marcel 584 Artikel
Film ist eine Sprache die jeder versteht. Egal ob in serieller Form oder als Animation, Film dient den Menschen als Unterhaltung und begeistert durch seine Vielfältigkeit. Sei es auf den Ebenen der Erzählung, Effekten oder Charakteren. Film ist aber nicht nur eine Sprache, sondern eine Kunstform, ganz gleich in welcher Art und Weise. Das was ich an Film und allgemein an Medien liebe, ist die Vielfältigkeit, die verschiedenen Ebenen insbesondere die Meta Ebenen und in neue Welten einzutauchen. Aber auch Kritik und Lösungsvorschläge filmisch an unserem heutigen System auszuüben und zu zeigen, wie die Welt in der Zukunft aussehen könnte. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein".

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