Kritik – Gone Baby Gone

Nach der Sichtung des letztjährigen Top-Thrillers „Prisoners“ habe ich nach ähnlich gelagerten Filmen gesucht, um das Thema weiter zu vertiefen. Dank dem Tipp von Kevin, fiel meine Wahl auf Ben Afflecks 2007 erschienenen Schuld und Sühne Beitrag „Gone Baby Gone“.

Zum Inhalt: In Dorchester, einem trostlosen Arbeiterviertel Bostons, verschwindet das vierjährige Mädchen Amanda. Polizei, Medien und die Anwohner sind in heller Aufregung. Aus Verzweiflung wenden sich der Onkel und die Tante der Vermissten an den einheimischen Privatdetektiv Patrick Kenzie (Casey Affleck)  und seine Assistentin Angie Gennaro (Michelle Monaghan). Die beiden nehmen den Fall, trotz anfänglicher Bedenken an. Die Suche gestaltet sich als schwieriges Unterfangen, da ihnen weder die örtliche Polizei, noch die Anwohner des Viertels so wirklich helfen wollen.  Scheinbar verlaufen alle Spuren im Sand, doch dann kommt plötzlich Bewegung in den Fall und erste Hinweise entwirren das Geschehen.

Auf den ersten Blick wirkt „Gone Baby Gone“ wie ein genretypischer Thriller, doch bei näherer Betrachtung erweist sich die Geschichte als äußerst vielschichtig und anspruchsvoll. Ben Afflecks Regie-Debüt blickt schonungslos in menschliche Abgründe und zerstörte Seelen und befasst sich hierbei mit den bedeutenden Themen Moral und Verantwortungsbewusstsein. Das intelligent konzipierte Drehbuch nach Dennis Lehanes Novelle besticht zum einen durch seinen, mit zahlreichen Wendungen durchtränkten, fesselnden Plot. Zum anderen vermag das von Affleck (mit)geschriebene Script hervorragend, die handelnden Charaktere vielfältig aufzubauen und diese zu jeder Zeit authentisch und menschlich wirken zu lassen.

Inszenatorisch beweist Ben Affleck bereits mit seiner ersten Regiearbeit sein großes Talent. Sein Schuld und Sühne Drama funktioniert nicht nur als intensive Gesellschaftsstudie, sondern auch als packender Thriller. „Gone Baby Gone“ offenbart dank der tollen Bildsprache, den Originalschauplätzen und dem gelungenen Soundtrack von Harry Gregson Williams eine überaus realistische und stimmungsvolle Atmosphäre, die auf den Betrachter eine beeindruckende Intensität erzeugt. Der Thriller weist einen straff steigenden Spannungsbogen auf, der mit zahlreichen überraschenden Wendungen aufwartet und somit den Zuschauer bis zum zwiespältigen Finale ungemein fesselt. Rückwirkend betrachtet, erscheint hierbei keine Szene überflüssig und selbst nebensächlich wirkende Erzählstränge rufen zusätzlich knisternde Spannung hervor. „Gone Baby Gone“ fordert den Zuschauer sowohl mit seiner komplexen Erzählstruktur, als auch mit seinen unbequemen moralischen Fragen und wirkt daher noch lange nach.

Getragen wird die tiefbewegende Geschichte von einer hervorragenden Darstellerriege, die bis in die Kleinste Rolle vollends zu überzeugen vermag. Aus der namhaften Besetzung stechen vor allem die brillanten Leistungen von Casey Affleck als Privatdetektiv Patrick Kenzie und Ed Harris als Detective Remy Bressant heraus. Der in Boston aufgewachsene Bruder des Regisseurs liefert eine großartige Performance ab und verleiht seiner Figur unglaublich viel Tiefe.  Auch Ed Harris zieht alle Register seines Könnens und hätte auf Grund seiner fantastischen Leistung durchaus eine Oscar-Nominierung  verdient gehabt. Des Weiteren wird der Cast durch Morgan Freeman, John Ashton, Amy  Ryan und Michelle Monahan ergänzt, die es gleichfalls verstehen ihre Rollen überaus glaubwürdig zu verkörpern.

Blu-Ray Coverartwork © und Eigentum von studiocanal.
Filmplakat © und Eigentum von Walt Disney.

 

Über Marcel 584 Artikel
Film ist eine Sprache die jeder versteht. Egal ob in serieller Form oder als Animation, Film dient den Menschen als Unterhaltung und begeistert durch seine Vielfältigkeit. Sei es auf den Ebenen der Erzählung, Effekten oder Charakteren. Film ist aber nicht nur eine Sprache, sondern eine Kunstform, ganz gleich in welcher Art und Weise. Das was ich an Film und allgemein an Medien liebe, ist die Vielfältigkeit, die verschiedenen Ebenen insbesondere die Meta Ebenen und in neue Welten einzutauchen. Aber auch Kritik und Lösungsvorschläge filmisch an unserem heutigen System auszuüben und zu zeigen, wie die Welt in der Zukunft aussehen könnte. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein".

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