Ein Film, zwei Meinungen: „Baby Driver“ [USA, GB 2017]

Schon im Vorfeld wurde „Baby Driver“ aufgrund seines Namens heiß diskutiert. Doch von den ersten Pressevorführungen und dem Erfolg beim Sundance Film Festival waren sich im Grundwesen alle einig, dass er ein Kinoerlebnis und ein Muss für alle Kinogänger ist. Dennoch gab es verschiedene Differenzen, was die Mängel des Films betrifft. So wurde er von einigen bis in den Himmel gelobt, andere wiederum empfanden ihn lediglich als gut bis sehr gut.
Aber dass Edgar Wrights Filme meistens sehr stark polarisieren, ist kein Geheimnis und macht ihn zu einem der vielleicht innovativsten Filmemacher seiner Zeit. Das Gute an „Baby Driver“, im Gegensatz zu anderen modernen Actionkomödien, ist, dass er sich seiner Stumpfsinnigkeit und Banalität bewusst ist und versucht, zu keiner Sekunde einen Hehl daraus zu machen, wie cool und abgefahren er daherkommt oder sich gar für einen anspruchsvollen Film hält.
So ist der Chef der Truppe Doc kein Wohltäter mit weißer Weste oder ein abgebrühter Mafiaboss, sondern lediglich ein profitgieriger Förderer von Babys Potenzial, der im gleichem Atemzug hauptsächlich eigennützig handelt und seinen „Goldesel“ um nichts in der Welt so einfach freigibt, was ihn trotz des angespannten Arbeitsverhältnisses zu einem Beschützer vor den „besten Gangstern“ des Landes macht und stets für ihn bürgt. Baby hingegen ist ein Freigeist, der nur wenig mit der Welt außerhalb eines schnellen Wagens kombiniert mit seinem Bleifuß, anfangen kann. Schon von Beginn an wirkt er etwas weltfremd, so wie einer, der zur falschen Zeit am falschen Ort gelandet ist, jedoch, wenn nicht ganz freiwillig, seinen Platz in der Unterwelt gefunden hat und ein Leben führt, das ihm jederzeit Kopf und Kragen kosten kann. Durch seine schweigsame und ruhige Art, was ihn sowohl interessant als auch geheimnisvoll macht, sich in manchen Momenten aber auch tollpatschig verhält, wirkt er wiederum wie ein Baby eben.
© 2017 | Sony Pictures
Dass der gesamte Film mit einem fetzigen Soundtrack unterlegt ist, der zu jeder Sekunde perfekt in Szene gesetzt ist und durch die Tatsache, dass die meisten Lieder aus Babys IPod stammen, setzt dem Ganzen nur noch die Krone auf. Eben ein Film, der sich von authentischen Verfolgungsjagden quer über Stadt und Land von einem Kick in den nächsten treiben lässt und mit einem großen Knall dem naiven, kindlichen Raser einen Denkzettel verpasst, was wieder einmal beweist:
Verbrechen zahlt sich nicht aus!

(Marcel Flock)



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Über Marcel 584 Artikel
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