Kritik: Game Night

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Spielen bis es kracht.

Massentaugliche amerikanische Komödien wie „Wer ist Daddy“ oder „Bad Neighbors“ kennt man. Sie bedienen sich meistens sämtlicher Klischees, einem Humor, der bis unter die Gürtellinie geht, sind oft sehr vulgär und die Dialoge hören sich an, als hätte sie ein Erstklässler in seiner ersten Deutschstunde verfasst, kurzum ein regelrechtes Grauen. Denn egal wie kurz sie auch sein mögen, fühlen sie sich immer so an, als würde eine Ewigkeit vergehen. Das Beste an ihnen sind meistens die Outtakes im Abspann.

Nun haben sich die  die Regisseure John Francis Daley, Jonathan Goldstein für ihre neue Komödie, das Szenario eines klassischen Spieleabends ausgesucht und das Ganze ein wenig modifiziert. Klingt sehr interessant und die ersten Trailer versprachen auch eine Menge schwarzen Humor, sowie satirische Seitenhiebe auf die Produktionen ihrer Kollegen, wie beispielsweise die Flugzeugszene aus „Taken 3“. Dieses Versprechen löste der Film letzten Endes trotz der recht kurzen Laufzeit auch ein. Ein Gefühl der Langeweile spürte man in keinem Augenblick und das obwohl „Game Night“ von außen her aussieht, wie genau derselbe Einheitsbrei.

Denn der Film macht so einiges richtig, was vor ihm nur „Kill the Boss“ in dieser Art und Weise gelungen ist. Er verknüpft die Elemente des schwarzen Humors mit dem amerikanischen Spießbürgertum und spielt mit verschiedenen Szenarien herum, wie beispeilsweise was passieren würde, wenn so ein Spieleabend ausartet und ungewollt gut gehüttete Geheimnisse an das Tageslicht kommen,  vielleicht sogar das Ganze nur zum Schein als Spieleabend konzipiert wurde um ein Verbrechen zu verschleiern.  Hinzu kommt, dass sie sämtliche Klischees einer typischen amerikanischen Komödie nutzt und überraschenderweise wieder aufbricht, was wiederum alles ad absurdum führt  und die Zuschauer noch mehr zu verunsichert. Denn im Laufe des Films kommt einem der leise Verdacht auf, dass die Macher genauso verspielt sind, wie der Film selbst. Sie experimentieren, probieren aus wie weit sie gehen können, um das scheinbar so harmlose Ausgangsszenario in eine völlige Katastrophe zu führen, die vor Kreativität nur so strotzt. Immer wenn man denkt, dass man weiß, auf welchen Pfaden sich die Geschichte bewegt, kommt etwas komplett unerwartetes um die Ecke und das rätseln geht aufs neue los.

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Spätestens nach der ersten Wendung, auf der die zweite wenig später folgt, verliert man den kompletten Durchblick  was eigentlich wahr oder falsch ist und wer hier eigentlich wen austrickst. Abgerundet wird „Der Spielspaß für die ganze Familie“ noch durch den sehr sympathischen Cast rund um Rachel McAdams und Jason Bateman, deren Chemie überraschend stimmig einhergeht. Es fühlt sich wirklich so an, als könnten sie im echten Leben dieses Paar sein,  dass vor allem wegen ihrer exzessiven Suche nach dem Adreanalinkick in Gesellschaftsspielen, immer wieder auf laufenden Band, neues Leben in ihre verstaubte, von Problemen geplagte Beziehung einhaucht.

Im Grunde genommen kann man sagen, dass jeder der „Spieler“ auf der Suche nach einem neuen Kick ist, um seinem eintönigen Leben wenigstens für einen Abend entfliehen zu können. Die Verkörperung für diese Flucht und das wandelnde Klischee eines erfolgreichen Geschäftsmanns, der jeden Tag etwas neues aufregendes erlebt und davon nie genug kriegt, ist augenscheinlich Kyle Chandlers Charakter Brooks, der zugleich der Bruder von Batemans Charakter ist. Beide sind grundverschieden. Jedoch beim genaueren Hinschauen kommt einem der Verdacht, dass  da mehr Schein als Sein ist. Klar wirkt das etwas vorhersehbar aber dennoch nicht aufgesetzt oder konstruiert, was bewirkt, das man so kurios es auch klingt, tatsächlich Spaß an dieser Absurdität hat und teilweise auch mit deren Charakteren mitfiebert.

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Denn auch wenn er gezielt gute Darsteller in Gastauftritten verspielt, wie beispielweise Jeffrey Wright, Danny Huston und Michael C. Hall, muss man ihm eins zugutehalten: Die Gags zünden, was letzten Endes wohl  der wichtigste Faktor einer solchen Komödie ist.

Eben darum geht es ja in Grunde genommen bei Komödien. Den Zuschauer für eine kurze Zeit aus seinem tristen Alltag zu holen damit er sich herzlich amüsiert und alles um ihn herum vergisst. Und das schafft „Game Night“ ohne große Anstrengung und macht sogar Lust auf einen eigenen Spieleabend.

Über Marcel 584 Artikel
Film ist eine Sprache die jeder versteht. Egal ob in serieller Form oder als Animation, Film dient den Menschen als Unterhaltung und begeistert durch seine Vielfältigkeit. Sei es auf den Ebenen der Erzählung, Effekten oder Charakteren. Film ist aber nicht nur eine Sprache, sondern eine Kunstform, ganz gleich in welcher Art und Weise. Das was ich an Film und allgemein an Medien liebe, ist die Vielfältigkeit, die verschiedenen Ebenen insbesondere die Meta Ebenen und in neue Welten einzutauchen. Aber auch Kritik und Lösungsvorschläge filmisch an unserem heutigen System auszuüben und zu zeigen, wie die Welt in der Zukunft aussehen könnte. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein".

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