
Lange mussten Fans der Popkulturbibel „Ready Player One“ auf eine Verfilmung des vermeintlich unverfilmbaren Stoffes warten. Unverfilmbar nicht wegen seiner komplexen Handlung, sondern der Vielzahl an Popkultur Referenzen, deren Rechte überall verstreut sind. Ein Mann hat sich dennoch dran gewagt nämlich Steven Spielberg, dessen Schaffenswerk selber unzählige Male zitiert wurden und somit wohl die perfekte Wahl für dieses Projekt ist. Zudem ging damit auch gleichzeitig ein Traum vom Buchautor Ernest Cline in Erfüllung. Er durfte nun Seite an Seite mit seinem großen Idol arbeiten, der noch dazu sein Werk verfilmt. Thematisch passt es perfekt, da Protagonist Wade selber seinem Idol, OASIS Gründer James Halliday nacheifert. Aber nicht nur hier gibt es Parallelen zu Clines Bewunderung des Regie-Altmeisters. Auch hat man den ganzen Film über das Gefühl, das der Autor mit Wade sich selbst porträtiert hat und nun seine „Quest“ in Form der Zusammenarbeit mit Spielberg gemeistert hat.
Der Film spricht hauptsächlich jene an, die auf ein bestimmtes Ziel hinarbeiten und für diese zahlreiche Wege beschreiten müssen. Im Grunde genommen geht zwar jeder der Charaktere aus „Ready Player One“ seiner eigenen Quest nach, jedoch enden diese alle mit demselben Ziel, die Kontrolle über die OASIS beziehungsweise deren Rettung. Eigentlich ist der ganze Film eine Schatzsuche mit Hürden und Rätseln, Fragen und den dazugehörigen Antworten, nur eben halt nicht in irgendwelchen Tempeln wie bei Indiana Jones, sondern in einem Computerspiel, und statt der Bundeslade, ist man hier auf der Jagd nach drei Schlüsseln.

Die Parallelen zu Spielbergs früheren Werken sind schnell entschlüsselt. Zu offensichtlich ist dafür die Spielberg-artige Figurenzeichnung und klare optimistische Philosophie, die in jeder Szene dominiert. Oftmals erinnert „Ready Player One“ an Filme wie „A.I.“ oder „E.T.“, welche für ihre sehr typische Fokusierung auf die Jugendlichen bekannt sind, ähnlich auch wie bei den „Goonies“. Apropos „Goonies“, wenn man es genau nimmt, ist der Film eine Art futuristische Version von den „Goonies“, gemixt mit dem unvergleichlichen Sound von Alan Silvestri, der sehr offensichtlich an „Zurück in die Zukunft“ erinnert und somit zur gesamten Tonart des Films passt. Doch der wirkliche Held des Films ist Mark Rylance, der den sehr eigensinnigen OASIS Entwickler James Halliday verkörpert. Auch wenn er nicht allzu oft präsent ist, wirkt seine Gegenwart nachhaltig. Von allen Charakteren, die dem Buch zugrunde liegen, ist er der Vorlage am treuesten. So spielt Rylance seinen Part sehr souverän und einprägsam. Man versteht seine Art zu Denken, kann somit auch seine Entscheidungen nachvollziehen und sich in ihn hineinversetzen. Allgemein ist sein Charakter der interessanteste, was auch schon in der Vorlage der Fall war. Der Einzige, der da ein bisschen dagegen hält, ist Simon Pegg, der anfangs ziemlich unscheinbar wirkt, aber im Laufe der Handlung eine interessante Wandlung vollzieht beziehungsweise sein Part von Anfang an der wohl mysteriöseste ist.
Spielberg versteht es eben seine Charaktere gut in Szene zu setzen, wohl gleich wie auch die Gestaltung der virtuellen Welt. Seit James Cameron, ist Spielberg der Erste, der dem Gimmick 3D eine Bedeutung verleiht. Er schafft es die Welt so detailreich wie möglich darzustellen und auch die großen Räume gut auszunutzen, wobei ihm wiederum sein Kameramann Janus Kaminski in die Hände spielt. Gerade durch Kaminskis unvergleichliches Gespür für Perspektiven und Fotografie gepaart mit Spielbergs Sinn für Ästhetik wird die OASIS real. Du hast in jeder Szenerie das Gefühl, als würdest du es selbst miterleben. Hinzukommen die verschiedenen Anspielungen auf filmische Klassiker, die Spielberg gekonnt einbaut und allgemein fühlt man sich gut beim Erleben der Abenteuer der „High Five“. Spielberg gibt einem das Gefühl der Glückseligkeit, das einfach alles möglich ist, egal wie weit entfernt das Ziel auch scheinen mag. Er lädt die Träumer unter uns ein, in fantastische grenzenlose Welten vorzudringen, die vor Kreativität nur so strotzen.

Denn „Ready Player One“ ist nicht nur ein Meilenstein der Popkultur, sondern vor allem eine Ode an die Träumer, ein modernes Märchen, dass Spaß macht, ohne dabei gezwungen oder aufgesetzt zu wirken. Eine Menschlichkeit, die man selten in heutigen Blockbustern zu sehen bekommt. Aber vor allem bringt Spielberg einen Hoffnungsschimmer in eine Zeit, in der es fast keine Hoffnung mehr gibt.
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