GameReview: Ni No Kuni II: Schicksal eines Königreichs

Knapp fünf Jahre nachdem Bandai Namco Entertainment und Studio Level 5 den Westen mit der Veröffentlichung von Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin beglückt haben, erschien nun auch der Nachfolger Ni No Kuni II: Schicksal eines Königreichs für die PS4 und den PC. Ob Ni No Kuni II in die Fußstapfen seines ausgezeichneten Vorgängers tritt oder ob es sich um einen eher mittelmäßigen Nachfolger handelt, zeigt unser Test.

Vom Fallout zum Aufstand der Mäuse

Roland hat es nicht leicht. Eben noch wird er als Präsident der Vereinigten Staaten, Opfer eines atomaren Anschlags und schon befindet er sich im Zimmer des jungen Katzenkönigs Evan. Dieser wird Opfer eines Putsches der Mäuse und muss zusammen mit Roland aus seiner alten Heimat, den aus dem Vorgänger bekannten Katzbuckel, fliehen. Zusammen begeben sie sich auf eine Reise um nicht nur ein neues Königreich zu gründen, sondern auch ganz nebenbei die Welt zu vereinen.

Die wunderschöne Oberwelt ist eine der Stärken des Spiels.

Wie bereits im Vorgänger navigiert ihr auf eurer Reise durch eine offene und liebevoll gestaltete Welt, die durchaus zum Erkunden einlädt und teilweise mit beeindruckenden Panoramen aufwartet. An allen Ecken und Enden findet ihr Schätze oder kleinere einzeln abgesteckte Gebiete. Diese sind jedoch eher unspektakulär aufgebaut und wirken im Vergleich zur Oberwelt, lieblos hingeklatscht. Dementsprechend haltet ihr euch dort nicht länger als unbedingt nötig auf.

Wie bereits im Vorgänger merkt man, dass viel Liebe in die wundervoll geschriebenen Dialoge geflossen ist. Diese triefen nur so vor verschiedenen Dialekten und Wortspielen. Wie gewohnt kommen natürlich auch Verfechter der original japanischen Tonspur auf ihre Kosten. Allerdings kann es euch herzlichst egal sein, ob ihr euch für die englische oder die japanische Sprachausgabe entscheidet, denn von den zahlreichen Zwischensequenzen ist leider nur ein kleiner Bruchteil vertont. Die meiste Zeit hört ihr nicht mehr als simple Ausrufe, die an einen schwertschwingenden Jüngling mit grüner Mütze erinnern. Dies trübt deutlich den Spaß an der liebevoll erzählten Geschichte und den netten Charakteren.

Mit Kanonen auf Spatzen

Das Kampfsystem wurde komplett überarbeitet.

Anders als noch im Vorgänger lasst ihr nicht mehr zuvor gefangene Monster auf eure Gegner los, sondern macht euch selbst die Hände schmutzig. Berührt ihr einen Gegner, welche jederzeit sichtbar sind, wirft euch das Spiel in ein abgegrenztes Areal. Hier habt ihr die Auswahl aus leichten und schweren Angriffen, könnt Schläge abwehren oder ausweichen, oder lasst bei Bedarf mächtige magische Angriffe auf eure Widersacher los. Alteingesessene Fans der Tales of-Reihe kommen hierbei voll auf ihre Kosten, da sich das Kampfsystem nun ähnlich dynamisch anfühlt. Die gefangenen Kreaturen aus Ni No Kuni wurden im zweiten Teil durch die sogenannten „Gnuffis“ ersetzt, welche euch im Kampf zur Seite stehen. So verstärken sie eure Gruppe durch Zauber, schwächen eure Feinde oder Greifen sie einfach nur an.

Kanonenfutter in XXL-Größe.

Das Spiel gibt euch allerhand Möglichkeiten, Schaden anzurichten. Allerdings werdet ihr nur selten darauf zurückgreifen, da die Kämpfe zu einfach geraten sind. In den seltensten Fällen halten die Gegner mehr als drei Schläge aus. Das ändert sich auch nicht bei den Bossen. Diese sind zwar opulent in Szene gesetzt, bieten jedoch kaum mehr Anspruch als das stinknormale Kleinvieh, welches euch das Spiel entgegen wirft. Einzig und allein die Elitemonster, die überall auf der Welt verteilt sind, bieten einen gewissen Anspruch. Ein weiterer Kritikpunkt ist das extreme Recycling der Gegner. So trefft ihr im Verlauf des Spiels auf die immer gleichen Gegnertypen, die sich lediglich im Level und ihrer Farbgebung voneinander unterscheiden.

Zwischen Aufbausimulation und Echtzeitstrategie

Der Aufbau eurer eigenen Metropole ist ein zentraler Teil des Spiels.

Am Anfang bietet euch das Spiel nur wenig Abwechslung. So erhaltet ihr in den ersten fünf bis zehn Spielstunden nicht eine einzige Nebenaufgabe, wodurch euch nichts anderes übrig bleibt, als stur der Hauptgeschichte zu folgen. Dies ändert sich jedoch mit der Gründung eures eigenen Königreichs, welches euch als Basis dient und stetig um neue Einrichtungen erweitert werden kann.

Einige dieser Einrichtungen nutzt ihr um neue Ausrüstung, Magie oder auch Gnuffis herzustellen beziehungsweise eben diese zu verstärken. Andere Einrichtungen dienen wiederum dem Sammeln von Materialien oder dem Freischalten von Boni, welche euch das Abenteuer vereinfachen.

Da ein König jedoch nicht im Alleingang ein ganzes Land bewirtschaften kann, braucht ihr natürlich auch neue Untertanen. Diese bewegt ihr zum Umzug, indem ihr ihre zahlreichen Aufgaben erfüllt, die jedoch rollenspiel-typisch nicht allzu abwechslungsreich gestaltet sind. Die meisten Aufgaben bestehen lediglich aus dem Töten von Gegnern oder dem Suchen von Gegenständen. Habt ihr letztendlich genügend Überzeugungsarbeit geleistet, könnt ihr die neu gewonnenen Einwohner, entsprechend ihrer Talente, auf die einzelnen Gebäude verteilen.

Der Schlachtenmodus als nette Abwechslung zum königlichen Alltag.

Ein Land im Aufschwung muss natürlich verteidigt werden. Dies macht ihr jedoch nicht in den stinknormalen Kämpfen gegen die gewohnten Gegnergruppen, sondern in ausgedehnten Schlachten. In diesen navigiert ihr ein selbst zusammengestelltes Heer über riesige Schlachtfelder. Hierbei solltet ihr auf eine möglichst ausgewogene Zusammenstellung eurer Truppen achten, da jede Einheit, Stärken und Schwächen hat. So sind Schwertkämpfer schwach gegen Lanzenträger, während diese wiederum das Nachsehen gegen hammerschwingende Einheiten haben. Zusätzlich zu diesem Waffendreieck habt ihr auch Zugriff auf Fernkämpfer und Abwehrspezialisten. Ergänzt wird das Ganze durch Verteidigungsanlagen wie Türme oder Kanonen. Abgesehen von einigen Schlachten die ihr im Zuge der Hauptstory und einigen Nebenaufgaben absolvieren müsst, ist dieser Modus jedoch nicht mehr als ein netter Zeitvertreib, da die dadurch erhaltenen Belohnungen kaum der Rede wert sind.

Ein würdiger Nachfolger?

Falls ihr Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin gespielt habt, dann wird euch schnell auffallen, dass sich Level 5 die Kritik am ersten Teil sehr zu Herzen genommen hat. So ist das Kampfsystem, welches beim ersten Teil noch stark bemängelt wurde, deutlich dynamischer und intuitiver. Lediglich der zu niedrige Schwierigkeitsgrad trübt hier etwas den Spaß an den Kämpfen. Des Weiteren hat man versucht den Spielverlauf etwas abwechslungsreicher zu gestalten, was durch die Einführung des Städtebaus und des Schlachtenmodus durchaus gelungen ist. Kritisieren müssen wir an dieser Stelle jedoch das etwas merkwürdige Pacing des Spiels. So hetzt ihr in den ersten zehn Spielstunden von einer Storysequenz zur Nächsten und könnt euch im späteren Spielverlauf kaum vor dem optionalen Kram retten, den euch das Spiel entgegen wirft. Der mit Abstand größte Kritikpunkt an Ni No Kuni II: Schicksal eines Königreichs ist jedoch die kaum vorhandene Vertonung der Zwischensequenzen. Falls ihr euch daran nicht stört, erwartet euch ein gutes Rollenspiel, welches durchaus mit dem ersten Teil mithalten kann.

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