GameReview – Harry Potter: Hogwarts Mystery

In Prof. Snape's Zaubertränkeunterricht herrscht Zucht und Ordnung. Freundin Rowan (links), euer Avatar (mittig) und Slytherin Merula (rechts) dürfen erstmal einen Mega Power Trank mischen.

Mit der Veröffentlichung des Mobile Games Harry Potter: Hogwarts Mystery am 25. April für iOS und Android von Warner Bros. und Jam City, Inc. dürfte wohl so manches Fan-Blut in Wallung geraten sein. Ob es sich lohnt den mit Wachs verschlossenen Brief zu öffnen und sich in die Abenteuer von Hogwarts voller magischer Begegungen, Zaubertrankunterricht und fieser Slytherin zu stürzen, erfahrt ihr in unserer kurzen Review. 

Wenn Kinderträume wahr werden

Endlich angekommen in Hogwarts! Der „Sprechende Hut“ erfüllt euch euren Häuserwunsch.

Fast hätte man gedacht der Hogwarts-Express wäre für einen schon abgefahren, da kommt er doch noch reingeflogen der langersehnte Brief: „We are pleased to inform you, that you have been accepted at Hogwarts School of Witchcraft and Wizardry…McGonagall“. Nachdem ihr als Hexe oder Zauberer einen Namen sowie Frisuren auswählt, startet euer Abenteuer in der Winkelgasse und die ersten Minuten überzeugen sofort. Das Free-to-Play-Game schafft es durch gute Grafik und passende Musik die zauberhafte Atmosphäre von Hogwarts aus den Büchern und Filmen aufzufangen, da übersieht man auch mal kleine inhaltliche Fehler („Der Besen wählt seine Hexe aus und dieser Besen ist eindeutig nichts für sie.“, Ollivander im Zauberstabladen). In der Winkelgasse triffst du auch zum ersten Mal auf Rowan, die dich als Freundin im Spiel begleiten wird und man erfährt, dass euer Avatar auf der Suche nach ihrem/seinen Bruder ist, welcher aus Hogwarts verwiesen wurde.

Neben dem üblichen Aufleveln gestaltet ihr durch gezieltes Antworten und Aktionen den „Charakter“ eures Avatars.

In Hogwarts angekommen wählt ihr euch eines der Häuser Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin aus und ab jetzt gilt es neben der Hauptstory Hauspunkte zu sammeln, Zaubersprüche zu pauken und andere magische Skills zu erlernen. Zeitlich spielt das Game ungefähr zu Harrys früher Kindheit, sodass ihr ihm, Ron oder Hermine nicht begegnen werdet, dafür aber der jungen Nymphadora Tonks und dem jungen Bill Weasly! Eure Entscheidungen im gesamten Spiel beeinflussen zudem den Spielverlauf und eure Charaktereigenschaften wie Mut, Empathie und Wissen, also überlegt gut! Die gesammelten Coins könnt ihr für Bekleidung, Haarschnitt und Accessoires nutzen, mit Edelsteinen lassen sich zusätzliche Energiepunkte erwerben, welche für das Ausführen einzelner Aktionen notwendig sind.

Außen hui, spieltechnisch naja

Im In-App-Store könnt ihr Diamanten kaufen
und gegen Energiepunkte tauschen.

 

 

 

 

 

 

Bis hierhin kann man dem kostenlosen Handy-Spiel vom Konzept her nicht wirklich viel vorwerfen, doch leider scheint sich das Blatt mit dem teils unfairen Energiepunkte-System und der gezielten Pay-for-Play-Mentalität zu wenden, oder bildlich gesprochen: der dunkle Schleier der Dementoren legt sich auf das Spielvergnügen und erzeugt zunehmend innere Leere. Das gnadenlose Strapazieren der Geduld der Spieler, indem man andauernd auf Regenerierung der Energieleiste warten muss, wird mit der Zeit lästig. Denn wenn man mitten in einer Aktion mehrere Minuten, ja gar Stunden warten muss, um eine simple Aktion abzuschließen, kann keine Rede mehr von einem Spielfluss sein. Das Eintauschen von Diamanten in Energiepunkte (20 Diamanten für 10 Energiepunkte, mit denen ca. 3 kleine Mini-Aktionen innerhalb einer Aufgabe ausführbar sind) scheint mir sehr unverhältnismäßig, da Diamanten im Spiel nur schwer zu verdienen sind. Zwar kann man verborgene Energiepunkte finden und mit jedem abgeschlossenen Unterricht erhöht sich die Energie-Maximalgrenze, jedoch ist dies nur bedingt nützlich denn es werden auch stetig mehr Energiepunkte zur Bewältigung der Aufgaben benötigt. Auch das ständige, stumpfe Tippen als Einsatz der Energie für meist nichtmagische Aktionen wie „Untersuchen, Beobachten, Durchwühlen“ appeliert eher an eine geistige Armut antstatt die Kreativität und Rätselfreude der Spieler zu animieren. Ich denke an dieser Stelle hat das Game wahres Potenzial verschenkt, denn gerade die Harry-Potter-Reihe lebt von vielen kreativen Ideen und nicht von Eintönigkeit, und so hätte der kleine Rätselspaß für mehr Abwechslung gesorgt.

Während die Lehrer der Hogwartsschule grafisch und storytechnisch sehr authentisch rüber kommen, lässt das Spiel die Gegenspielerin Merula aus Slytherin zudem unnötig dämlich und karikaturartig wirken, und man merkt den Dialogen an, dass das Game in erster Linie (weibliche) Jugendliche begeistern soll. Aber darüber lässt sich hinwegsehen, bedenkt man, dass J. K. Rowling auch schon in den Büchern gerne mit Stereotypen und Klischees spielte. Letzten Endes überzeugt im Spiel immerhin die realitätsnahe Umsetzung der Zauberwelt und Szenerie von Hogwarts, welche die Neugier der Spieler auf mehr füttert und zumindest bei Potter-Fans ein kleines Suchtpotenzial entfachen dürfte.

Der Innenhof des Schulgeländes in Hogwarts gibt einen Vorgeschmack auf weitere Erkundungsorte.
Natürlich dürfen auch die Hausgeister nicht fehlen!

 

 

 

 

 

 

 

Fazit

Wer sich an der nicht uninteressanten Story und dem Hogwarts-Feeling erfreut sowie Geduld aufbringen kann, wird sich trotz des öden Spielsystems sicherlich an die langen Wartezeiten gewöhnen können und letztlich seinen Spaß finden. Es bleibt außerdem abzuwarten, inwiefern geplante Updates und der weitere Spielverlauf die Mystery-Story des Spiels so richtig in Fahrt kommen lassen.

3,8/10

Über Nicole 4 Artikel
Kunst ist etwas wunderbares, und Filme, Videospiele und Animes erweitern unser Kunstverständnis des 21. Jahrhunderts ernorm, deswegen sollte man sich auch darüber austauschen. Ich heiße Nicole und liebe und lebe den Idealismus in all seinen Facetten, von träumerischer Illusion bis zur Darstellung der bitteren Realität. Ich mag Horrorfilme, Independent Filme und alles mit und ohne Sinn und Verstand, so wie dieser Beitrag hier.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*