Kritik: Ant-Man and the Wasp

Und mal wieder ist der große Mann ganz klein

© 2018 Walt Disney Pictures

Der erste Film mit dem Mikrohelden war ein echter Überraschungshit. Natürlich war klar, dass die Geschichte weitergehen muss, damit auch der kleinste Held endlich in den Infinity War des MCU einsteigen kann. Doch warum Ant-Man dieses Mal eine kleine Bauchlandung hingelegt hat, und warum er sich nicht so wie der Erstling von der Masse abheben kann, besprechen wir in der folgenden Kritik.

© 2018 Walt Disney Pictures

Story:

Nach dem Flughafenkampf der beiden Avengers-Fronten hat Scott Lang alias Ant-Man einen Hausarrest auferlegt bekommen. Sein Kontakt zu Hank Pym und seiner Tochter Hope ist abgerissen und er versucht, mehr seiner Tochter ein guter Vater zu sein. Doch als ihn Alpträume plagen, in denen ihm die Frau von Hank erscheint, lebt der Kontakt zu dem Wissenschaftler gezwungenermaßen wieder auf. Denn nur er hat den Schlüssel, um Hanks Frau aus der subatomaren Welt zurückzuholen. Zusammen mit Hanks Tochter Hope, die ebenfalls einen Poweranzug ihr Eigen nennen kann, müssen sie außerdem die böse „Ghost“ aufhalten. Denn diese hat ganz andere Pläne, weshalb sie in den subatomaren Raum möchte.

© 2018 Walt Disney Pictures

Kritik:

Leider wirkt die Story zu einem großen Anteil recht erzwungen, was leider auch an ihrer Dynamik zu erkennen ist. Es braucht schon eine Weile, bis endlich die (Mikro-)Action losgeht, was leider auch das Problem vieler Filme des MCU darstellt. Es ist wie eine Formel, die sich leider ständig wiederholt. Zuerst wird die dünne Rahmenhandlung erklärt. Dann kommen eine paar kleinere Actionszenen und dann, zum Ende, kommt das dicke Finale, wo sämtliches Feuerwerk abgefeuert wird. Was bei dem ersten Teil noch leicht anders und von Spannung begleitet war, ist hier leider zu der Formel verkommen, die nicht über ihren Standard hinauswachsen kann.

Die Atmosphäre wirkt eigentlich recht gelungen, aber leider wenig spannend. Zu jeder Zeit ist man sich seiner Gefühle sicher, dass man weiß, was als nächstes auf einen zukommt. Das nimmt dem Zuschauer leider etwas den Überraschungseffekt und mildert die Konzentrationsfähigkeit. Oft hat man dadurch das Gefühl der Langeweile, die sich an einigen Punkten des Films wirklich zieht wie Kaugummi. Davon einmal ganz abgesehen, ist die Gegenspielerin „Ghost“ nicht einmal ein richtiger Feind, was eine Identifizierung mit der Bedrohlichkeit leider etwas unmöglich macht. Es geht einfach keine Gefahr von ihr aus, egal aus welchem Blickwinkel man das Ganze betrachtet. Sie ist eher nur ein Beiwerk, damit es überhaupt einen Gegenspieler gibt. Hier wäre nicht nur mehr rauszuholen gewesen, sondern man ist sogar noch für MCU-Verhältnisse unter dem Durchschnitt geblieben. Außerdem ist der Film mit einer Komik durchzogen, die ebenfalls sämtliche Ernsthaftigkeit komplett aus dem Kontext entfernt. Was bei „Thor: Tag der Entscheidung“ noch bedingt funktioniert hat, funktioniert leider in diesem Film überhaupt nicht. Man hat das Gefühl, man wird mit Sprüchen und Wortspielereien solange zugedeckt, dass man gar nicht merkt, dass der Film überhaupt noch eine ernsthafte Seite hat. Zwar spielt er Momente aus, wo es auch emotionaler wird, doch kann man diese leider nie vollständig auf sich wirken lassen. Sie verblassen neben dem komischen Grundton des Films wie ein Bild bei Gewitter.

Die Charaktere sind zum größten Teil dieselben, wie auch schon im Erstling. Paul Rudd als Ant-Man sowie Evangeline Lilly als Hanks Tochter, die die titelgebende Wespe verkörpert. Michael Douglas als Hank Pym kehrt ebenfalls zurück, und als neues Gesicht ist Lawrence Fishburne vertreten. Leider gibt es nicht mehr zu erwähnen, weil das Schauspiel erneut nur auf Stangenwaren-Niveau funktioniert. Jeder spielt das, was er MCU-technisch abliefern sollte, aber leider auch nicht mehr.

Die Effekte sind durchweg auf einem guten Niveau und einmal mehr das Aushängeschild des kompletten Films. Das „groß-und-wieder-klein-Werden“ ist einfach gut in Szene gesetzt und überzeugt wie schon bei dem grandiosen Erstling. Doch leider kommen sie etwas zu spät. Erst im Finale ganz zum Ende des Films kommt in der letzten halben Stunde das Effektegewitter. Und das ist einfach viel zu spät, denn im Verlauf des Films gibt es lediglich am Anfang einen tollen Kampf. Hier wurde leider viel verschenkt und liegengelassen, was man leider auch zu jeder Minute merklich fühlt. Dennoch sind es schön gemachte Effekte, die den geneigten Fan zufriedenstellen werden.

Das Ende ist schon zu vorhersehbar. Es ist einfach nur ohne Ecken und Kanten und so gradlinig, dass es in der Belanglosigkeit versinkt. Zwar ist die Post-Credit-Szene eine gute Überleitung zu dem Infinity War, aber das alleine reicht leider nicht aus, um über das Mittelmaß hinauszuwachsen.

© 2018 Walt Disney Pictures

Fazit:

„Ant-Man and the Wasp“ ist einfach zu dem Mittelmaß verkommen, welches das MCU langsam, aber sicher uninteressanter macht. Wo der erste Teil noch Spannung, tolle Bilder und Dynamik hatte, ist der zweite Teil ein Schnellschuss, der nur als Bindeglied zu bezeichnen ist. Er stellt die Einführung dar, damit Ant-Man und die Wespe in den Infinity War einsteigen können. Doch leider ist dabei ein belangloser zweiter Solofilm dabei herausgekommen, der eigentlich nur durch seine zu spät kommenden Effekte überzeugt. Die Story ist erzwungen und die Atmosphäre krankt an Langeweile. Die Schauspieler spielen durchweg ganz überzeugend, aber zu sehr auf Autopilot. Die Effekte sind super, doch kommen leider zu kurz und zu spät, und das Ende ist ein glattgestrichener Witz. Leider ist dieser zweite Film ein gutes Beispiel dafür, wie eine super Idee in die Belanglosigkeit abrutschen kann. Dennoch werden Fans Spaß mit dem Film haben, und an und für sich ist er auch gute Popcorn-Unterhaltung. Doch leider ist er auch nicht mehr. Wo der erste Teil punkten konnte, stirbt mit diesem Film das MCU immer weiter. Hoffentlich wird der dritte Film besser werden, denn dieser hier ist nur ein schwaches erzwungenes Bindeglied ohne Mehrsichtungswert. 


Kurzkommentar (Timo): Nachdem er eine Fußfessel verpasst bekam, muss sich Ant-Man (Paul Rudd) wider Willen mit zeitvertreibendem Krimskrams in den eigenen vier Wänden arrangieren. Langeweile satt – paradigmatisch für ein Sequel, das uns ein Antikonzept zum Multimillionendeal präsentiert: Ant-Man ist ein kleiner Romantiker, ein netter Kumpel, ein gewitzter Aushilfsdaddy. Mehr nicht. Häusliches Abhängen. Aber das reicht. Entsprechend familiär und ballsicher wirkt die Kleinfamilie um Rudd, Evangeline Lilly und Michael Douglas (nach wie vor). So familiär und ballsicher, dass die Fußnote um Hannah John-Kamen und Laurence Fishburne glatt stört. Peyton Reed stützt sich in „Ant-Man and the Wasp“ auf kontrolliertes Chaos, auf auswendig gelernte und praktisch angewendete Marvel-Paragrafen, in denen neben dem (redundanten) Schnellfeuergewehrwitz und dem (noch redundanteren) Überlastungsdialog (Dampfplauderer Michael Peña wird im Leben kein Schauspieler mehr) notgedrungen ein, zwei, drei Bösewichte auf Abruf bereit stehen, obwohl die psychedelische Suche nach der unverhofft wiederaufgetauchten Mutter (Michelle Pfeiffer) den Film hätte allein tragen können. Maßgeschneiderte Hingabe ist das nicht mehr. Dafür fehlt der Fortsetzung originelles Spielzeugspielen. Die Gags erschöpfen sich an einem MacGuffin, der, vergrößert und verkleinert, an den unmöglichsten Orten verschoben, auseinandergezerrt wird, wohingegen die verruchte Schmierigkeit Walton Goggins den Freundlichkeitskitsch amerikanischer Durchschnittsbefindlichkeit immerhin dezent durchkreuzt. Alternative: „Tarantula“ im (großen) Kino schreiend bestaunen.

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