Kritik: American Guinea Pig 2: Bloodshock

Intensive Erfahrungen in der Gummizelle

© Unearthed Films

Es ist schon erstaunlich, wie hart Regisseur und Drehbuchautor Stephen Biro den Auftakt der amerikanischen Variante von „Guinea Pig“ gestartet hat. Mit der filmischen Anlehnung an den Originalfilm „Flowers of Flesh and Blood“ hat Biro wirklich gezeigt, wie jemand kompromisslose Gewalt bestialisch in Szene setzen kann. Doch was hat der zweite Teil dieser Reihe zu bieten? Kann er mit dem Vorgänger mithalten oder ihn sogar in den Schatten stellen? 

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Story:

Zwei fremde Menschen erwachen getrennt voneinander in einer Gummizelle. Nach einiger Zeit werden sie in einen Operationssaal geführt, wo ihnen grauenhafte Dinge angetan werden. Nach den anfänglichen Torturen schaffen es die beiden Opfer, sich gegenseitige Botschaften durch einen Spalt in der Wand zu übermitteln. Beide beschließen zu fliehen, doch ahnen sie nicht, dass dies der direkte Weg zu noch mehr schmerzlicher Folter ist.

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Kritik:

Inhaltlich wird hier, wie auch schon im Vorgänger, wenig Wert auf Tiefgang gelegt. Dadurch entpuppt sich das lose Storykonstrukt als eine Ausrede, um wieder an der Brutalitätsschraube zu drehen. So bleibt aber der Stil des Vorgängers erhalten, der auch schon narrativ wenig zu bieten hatte.

Die Atmosphäre hingegen ist sehr verstörend anzusehen. Der größte Teil des Films ist in schwarz-weiß gehalten, was den Gesamteindruck deutlich ernster wirken lässt. Das Ganze wirkt kalt, isolierend und verstörend. Durch immer wieder auftretende Ruhephasen zwischen den Folterszenen bekommt der Zuschauer ein treffendes Gespür für die ausweglose Situation, in der die beiden Protagonisten festsitzen. Das ermöglicht den Effekt, die Intensität der Beklemmung steigender wahrzunehmen. Und dieses Niveau steigert sich kontinuierlich bis zum (nun eingefärbten) Showdown, auf den der Zuschauer vorbereitet wird.

Die Charaktere sind oberflächlich gehalten, aber dennoch intensiv zu spüren. Hier werden wenige Dialoge verwendet, wodurch das eigentliche Schauspiel näher in den Vordergrund rückt. Vieles spielt sich über geschriebene Botschaften, Gestiken und Mimiken ab, die den Zuschauer suggerieren sollen, wie drückend schmerzvoll die Gesamtsituation gerade für die Protagonisten ist. Auf Schmerzensschreie, Tränen sowie wimmernde Verzweiflung wird ebenfalls nicht verzichtet, was einen zum Mitfühlen anregt.

Natürlich sind wir jetzt bei der Königskategorie des Films angelangt: Die Effekte sind, wie auch schon im Vorgänger, blutig, brutal, drastisch und magenunverträglich. Zugegeben – sie sind nicht derart hart oder werden in gleichem Maße oft zur Schau gestellt wie im ersten Teil, da viele Ruhephasen vorhanden sind, in denen sich der Zuschauer mit den Charakteren identifizieren soll, dennoch sei gesagt, dass die Gewalttaten dadurch aber anders wirken. Je mehr man sich mit den Figuren beschäftigt, umso mehr fühlt der Zuschauer ihren Schmerz. Deswegen wirken die Bluttaten nicht wie am Fließband, sondern systematischer eingestreut – wie eine Ergänzung der abgeschiedenen Atmosphäre. Hier stimmt einfach die Harmonie.

Das Ende ist eine farbenfrohe Schlachterei mit sexuellem Hintergrund, eine, alles in allem, nette Abrundung des Stoffes für hartgesottene Mägen.     

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Fazit:

„American Guinea Pig 2: Bloodshock“ lässt es langsamer angehen als sein Erstling. Dennoch ist es eine intensive, dreckige, emotionslose, ekelhafte und brutale Mischung aus Effekten, Atmosphäre und schauspielerischer Leistung zustande gekommen, die ebenfalls nur extremen Horrorliebhabern zu empfehlen ist. Ruhephasen, brachiale Gewalt, ergänzend durch bedrohliche schwarz-weiß Bilder, ergeben einen bösen Foltercocktail der Handschrift Stephen Biros. Anders, ruhiger, dennoch belastend, schlägt der Film einen anderen Weg ein als der kontroverse Erstling, der aber keinesfalls wenig professioneller oder seichter wirkt. Die Weichen sind gestellt für die sechs Filme, die noch folgen sollen. Bringen wir es auf den Punkt: Die Zukunftszeichen der Reihe stehen auf Sturm bei der Freiwilligen Selbstkontrolle. Nach dem Beschlagnahmebeschluss des Erstlings sogar drastisch auf Sturm.

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Anmerkung:

In Österreich ist ein limitiertes Mediabook mit vier Cover-Varianten erschienen, das eine deutsche Tonspur beinhaltet. Ansonsten ist der Film ebenfalls wieder direkt über Unearthed Films zu erstehen. 

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