Kritik: „Mortal Engines: Krieg der Städte“

Lasst die Städte rollen!

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2016 verkündete Peter Jackson via Facebook sein nächstes Projekt, welches er als Produzent betreuen würde. Wenig überraschend handelte es sich dabei um eine Verfilmung der Jugendbuchreihe „Mortal Engines“ von Phillip Reeve. Eher verwunderlich war, das Jackson statt selbst Regie zu führen, dem Effektspezialisten Christian Rivers diesen Posten überließ und ihm damit sein Langfilmdebüt verschaffte.

Unter einigen Gesichtspunkten betrachtet ist dieses große Projekt eigentlich nicht unbedingt der beste Einstieg für einen Debütanten, doch mit Jackson im Rücken war man zuversichtlich und Universal konnte ein weiteres Franchise schon gut gebrauchen. Die Tatsache, das viele von Jacksons Kollegen wie beispielsweise Fran Walsh und Philippa Boyens, die mit am Drehbuch schrieben ebenso wie Jackson selbst, macht das Ganze nur noch trauriger, denn so ambitioniert „Mortal Engines“ auch ist, ein Geniestreich wie „Herr der Ringe“ ist ihnen damit leider nicht gelungen.

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Doch wo liegt der Fehler? Auf jedenfall nicht am World Building, weil hier wurde ganze Arbeit geleistet, die Optik, die fahrenden Städte und Luftschiffe sind sehr detailgetreu ausgearbeitet wurden und machen sich vor allem im Imax Format gut. Auch die Kostüme im Steam Punk Look passen perfekt zur „Mad Max“– artigen Welt. Und mit Hera Hilmar hat man auch eine gute Wahl für die Besetzung der Protagonistin gefunden.

Das Problem ist abseits dessen, machen zeigen sich sämtliche Mängel auf. Das fängt bei dem Drehbuch an, so hat der Film zwar einen guten Einstieg, jedoch je weiter die fahrende Stadt London auf die Mauer zurast, desto uninteressanter wird es. Spätestens ab der Hälfte schweift der Fokus von den Charakteren auf die „große“ Schlacht ab, was relativ schade ist, denn abgesehen von Heras Charakter wirken die anderen ziemlich oberflächlich. Manche sind sogar nur dazu gut, um den Heldentod zu sterben, gleich nach ihrer 10 minütigen Einführung vor dem Angriff. So lässt man dem Zuschauer keine Zeit sich mit ihnen auseinanderzusetzen und  stattdessen wartet der lieber auf die große Schlacht, die dann doch relativ kurz und eintönig ausfällt. Die Dialoge wirken meistens gestellt und erinnern an eine Ansammlung von Filmzitaten, die man den Charakteren wahllos in den Mund gelegt hat.

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Gerade deshalb geht einer der interessantesten Aspekte des Films, nämlich Hesters Beziehung zu Shrike im Getümmel komplett unter und auch ihre sonst so emotionale Hintergrundstory muss dem Spektakel weichen. Denn anders als in „Herr der Ringe“ legt man hier den Fokus ganz klar auf die Schauwerte. Einen Fehler, den Jackson bereits im letzten „Hobbit“ Teil gemacht hat. Jedoch die Krönung des ganzen ist immernoch der eindimensionale Antagonist, der natürlich nur ein Ziel hat: Mehr Macht. Eine Schande dafür das schauspielerische Talent von Hugo Weaving  zu verschwenden.

So kann man unterm Strich sagen, dass „Mortal Engines“ im Ansatz wirklich interessant geworden ist, gerade wegen dem World Building, im Kern jedoch enorme Mängel aufweist, die man, falls es dazu kommen sollte, in einem potentiellen Sequel verbessern sollte. An sich hat die Geschichte und die Charaktere ihren Platz auf der großen Leinwand definitiv verdient, aber dann auch mit mehr Liebe zu den Figuren.

Über Marcel 584 Artikel
Film ist eine Sprache die jeder versteht. Egal ob in serieller Form oder als Animation, Film dient den Menschen als Unterhaltung und begeistert durch seine Vielfältigkeit. Sei es auf den Ebenen der Erzählung, Effekten oder Charakteren. Film ist aber nicht nur eine Sprache, sondern eine Kunstform, ganz gleich in welcher Art und Weise. Das was ich an Film und allgemein an Medien liebe, ist die Vielfältigkeit, die verschiedenen Ebenen insbesondere die Meta Ebenen und in neue Welten einzutauchen. Aber auch Kritik und Lösungsvorschläge filmisch an unserem heutigen System auszuüben und zu zeigen, wie die Welt in der Zukunft aussehen könnte. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein".

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