Weihnachtskritik: Silent Night – Leise rieselt das Blut

Ihr Kinderlein blutet, oh blutet doch all

© Alive AG

Vorwort:

Neuverfilmungen sind nicht zwingend besondere Meisterwerke. Im Slasher- und Geistergenre erfreuen sich nicht wenige Klassiker einer Erneuerung der enttäuschenden Art, weshalb diese Streifen immer unter ein Radar fallen wo man sie nur selten wiederfindet. Doch einige dieser Beiträge landen dort zu unrecht, weshalb Kritiken wie diese hier wichtig sind, damit ein solcher Film vielleicht wieder das Licht der Versenkung erblickt.

In den 80er Jahren war der Slasherfilm in seiner Blütezeit, was alleine dem 1979 erschienenden Klassiker „Halloween“ zu verdanken war. Denn er zeigte nicht nur das Ermorden von Teenagern, sondern auch die Verbindung von grauenhaften Morden mit einem Feiertag. Danach wollten viele Regisseure und Filmfirmen auf diesen neu entdeckten Zug aufspringen, was zahlreiche filmische Beiträge zu folge hatte, die von minderer Qualität waren. Den die Formel dieser Filmgattung sind ziemlich simpel. Man brauch ein geringes Budget, halbwegs unbekannte Schauspieler, und einen maskierten Killer der sie abschlachtet, und fertig ist der Durchschnittsbeitrag des Genres.

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So verhielt es sich auch mit dem Werk „Silent Night – Deadly Night“, dass 1984 einen Killer im Weihnachtsmann-Kostüm präsentierte, der durch seine Wahnvorstellungen am heiligen Abend ein Blutbad anrichtete. Durchschnittliche Kost für Genrekenner, mit einem Setting unterm Weihnachtsbaum war damals schon keine Option für einen erfolgreichen Film, doch das geringe Budget verhalf dennoch zu einem kleinen Hit, welcher mehrere Fortsetzungen nach sich zog. Dabei ist aber nur der Erstling ein Beitrag den man überhaupt mal gesehen haben könnte, aber nur wenn man sich für das Genre interessiert, und den Stil dieser Filme aus diesem Jahrzehnt etwas abgewinnen kann.

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Kritik:

2012 folgte ein gleichnamiges Remake dieses Stoffes, das inhaltlich nicht mehr zu bieten hatte als sein Originalfreund, dafür aber in bluttechnischer Hinsicht ordentlich zur Sache geht. Wir folgen wieder einem unbekannten Killer im Weihnachtsmannkostüm, der in seinem Wahn von Haus zu Haus geht, und reihenweise Leute abschlachtet. Blutige Effekte sind dabei, wie schon erwähnt, das Hauptaugenmerk das selbst hartgesottenen Horrorfans Freude bescheren dürfte. Denn selbst vor Kindern wird nicht halt gemacht, was diesen Film zu einer kleinen Perle macht, weil er mit den Grenzen des Zuschauers spielt. Mit einem Elektroschocker wird dem kleinen Mädchen das Herz so sehr unter Strom gesetzt, das sie Schaum spuckt, bevor sie schließlich geröstet verreckt. Ein weiteres Highlight ist ein Mord mit einer Baummaschine, wo eine Prostituierte mit den Füßen zuerst buchstäblich zu rotem Gelee verarbeitet wird. Auf einem gut getricksten Niveau wirkt so jede Szene wie ein Schlag in die Magengegend, der noch nachhaltige Wirkung versprüht. Dabei ist die ganze Stimmung mit dunklen Bildern, oder matt gehaltenen Kulissen böse anzusehen, so das der Zuschauer jeder Zeit eine packende Atmosphäre geboten bekommt. Zumindest was die dynamische Seite des Streifens angeht, denn das Setting wirkt alles andere als weihnachtlich. Zwar haben wir Schnee und Tannenbäume, doch so richtige Weihnachtsstimmung möchte einfach nicht aufkommen, weil der größte Teil des Films auch an unweihnachtlichen Plätzen spielt. Etwa in einem Stundenhotel, wo ein erotisches Fotoshooting gemacht wird, oder auch in einer Polizeiwache, die leider so gar keinen christlichen Anstrich besitzt. Die Dynamik dieses Werkes kommt also einzig und alleine durch die harten blutigen Bilder, was der heimische Zuschauer schon bedenken sollte, bevor er diesen Film in seinen Player hineinlegt.

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Schauspieltechnisch finden wir ein paar bekannte Gesichter. Jaime King aus den beiden „Sin City“-Verfilmungen spielt hier eine weibliche Polizistin die den Killer jagt, und Malcolm McDowell bekannt als Psychiater Dr. Loomis aus „Rob Zombies Halloween“ hat auch eine größere Nebenrolle als männlicher Gesetzeshüter zu verbuchen. Der Rest des Cast ist Schlachtvieh, dass nur darauf wartet brutal und kreativ unter die Erde gebracht zu werden.

Am Ende des Films bekommen wir natürlich einen blutigen Showdown, sowie eine  überraschende Auflösung des Killers, und einen Grund für sein Handeln. Doch lockt diese nicht wirklich das Christkind hinter dem Ofen hervor, und wirkt in seiner Abrundung auch eher nur wie eine Ausrede für das Blutvergießen.

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Das letzte Wort:

Mit der Neuverfilmung von „Silent Night“, haben wir einen soliden, brutalen und zeitgemäßen Beitrag des 1984er Stoffes bekommen, der weder Innovation noch neue Ansätze bietet, dafür aber reichlich kreative blutige Möglichkeiten über den Jordan zu wandern. Wer auf stumpfe Slasherunterhaltung steht, hat hier ein Werk gefunden, dass eine etwas andere Weihnachtszeit zeigt, und dabei nicht viel Anspruch benötigt. Dabei macht der Film nicht viel falsch, so das Freunde und Anhänger sofort in die Materie hineingeführt werden, und sich auf Anhieb wie Zuhause fühlen. Deswegen sollte man diesen Streifen aus diesem verschollenen Radar hinausziehen und ihm eine faire Chance geben, oder ihn gar auf seine persönliche Wunschliste setzen. Denn wer weiß, vielleicht kommt ja ein gestörter Weihnachtsmann vorbei um auch dir blutige Weihnachten zu bescheren.

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Nachtrag:

Im deutschsprachigen Raum erschien der Film in einer geschnittenen FSK 18 Fassung, die nicht zu empfehlen ist da sämtliche Gewaltspitzen herausgeschnitten sind. Aber das Label Pierrot le Fou hat ebenfalls eine Uncut-Fassung mit einer JK-Freigabe auf den Markt gebracht. Sowohl in einem bereits ausverkauften Mediabook, als auch in einer normalen Plastikhülle ist der Film über diverse Uncuthändler einfach zu erwerben.

Außerdem wurde am ersten Weihnachtstag das Original von 1984, nach langer Zeit vom Index gestrichen. Wenn das nicht ein Fest ist.

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