GameReview: Agony (PS4)

Mit dem kürzlich veröffentlichten Horror-Survival Game Agony (USK18) für PlayStation 4, Xbox One und Microsoft Windows brachte das Entwicklerteam vom Madmind Studio ein Spiel auf den Markt, das durch den Magen geht und zwar im wortwörtlichen Sinne. In den 8 bis 10 Stunden des Spiels dürft ihr durch eine Galerie blutiger Gedärme wandeln, über klirrenden Knochen und manchmal auch kopfüber in den Abgründen der Hölle dahinsiechen, auf der Spur der Roten Göttin und auf der Suche nach Antworten für euer erbärmliches Dasein. Ob es lohnenswert ist sich den Qualen der Hölle voller Geschrei, skrupellosen weiblichen Dämonen sowie großem Ekelfaktor auszusetzen, erfahrt ihr in unserer kurzen Kritik.

In der Unterwelt erwarten euch allerlei Grausamkeiten und mystische Rituale.

Was zur Hölle mache ich hier?

Das fragt man sich spätestens, wenn man sich durch das Leichen-Labyrinth im Schleichmodus durcharbeitet und auf der Flucht vor den brutalen weiblichen Sukkubus befindet, welche euch aufschlitzen, während eure nassen Schritte über herausgerissenen Organen und anderen Körperteilen appetitabregende Geräusche erzeugen. In diesem schaurig-schönen Setting dürft ihr jedoch nicht das eigentliche Ziel aus den Augen verlieren: Warum bin ich in der Hölle, wer ist die Rote Göttin und wie komme ich dort hin? Neben der Horrorkulisse bemüht sich das Game, welches in den Modi „Abenteur, Agony oder Sukkubus“ spielbar ist, mit kleinen Quests (z.B. Sammeln von goldenen Statuen, Befüllen von Opferaltären oder Rästelaufgaben) um eine abwechslungsreiche Story. Dies gelingt jedoch nur teilweise, da sich das Spiel in der atemberaubenden Atmosphäre verliert. Lobenswert erscheint dabei wiederum der stark religiöse Bezug, der durch Bibelzitate rund um die Themen „Wert des Lebens, Tod und Sünde“ innerhalb der Schriften und in den Dialogen mit den anderen Gefangenen der Hölle, einen Großteil der Story ausmacht und den Spieler somit zum Nachdenken auffordert.

Religiöse Symbole prägen das Spiel im starkem Maß und geben Agony einen philosophischen Anstrich.

Mr. Tod, euer nerviger Begleiter

In der Hölle herrscht ein Katz-und Mausspiel, also seid auf der Hut, denn Sterben im Spiel sollte gut überlegt sein, sofern man die Wahl hat. In der Regel habt ihr die Möglichkeit den Tod zu verhindern, indem ihr eure Seele in einen anderen verwahrlosten Körper schlüpfen lasst. Nach dreimaligem Sterben fallt ihr jedoch zum vorletzten Speicherpunkt zurück, was eine hohe Frustrationstoleranz erfordert, denn Speicherpunkte sind rar und tauchen zumeist an unerwarteten Stellen im Spiel auf. Durch schlaues Verstecken, Schleichen und Anhalten eures Atems könnt ihr das scharfsinnige Gehör der Sukkubus jedoch austricksen. Des Weiteren könnt ihr euch mit euren erworbenen Fähigkeitspunkten aufleveln, z.B. längerer Atem, Geräusche minimieren oder auch Dämonen beherrschen.

Die Hölle ist ein Ort des Chaos, und so begegnen euch nicht nur seltsam vor sich hinstammelnde Menschen, deren Geist sie schon lange verlassen hat, sondern auch Irrwege und Geheimgänge wie aus einer fernen Galaxie, überkopf, kreuz und quer. Beim Klettern muss man dabei schon genau hinsehen, um noch zu wissen, wo man sich gerade befindet und um sein räumliches Vorstellungsvermögen nicht gänzlich an den Nagel zu hängen. Aber es macht Spaß und ist zudem sehr ungewöhnlich!

Zwischen Kunst und Ekel: Das Spiel spart nicht an explizit dargestellten Gewalt-Szenen.

Allzuviel von der Story soll dem Spiel nicht vorweggenommen werden. Doch die zartbesaiteten unter euch können sich schonmal auf Albträume einstellen, da sowohl das grafische Design der mystischen Welt als auch das grausam gute Sounddesign euch in Angst und Schrecken versetzen werden. Negativpunkt bleiben einige Bugs wie Festhängen in der Spielgrafik und aufploppenden Fehlermeldungen im Spiel, von denen einige nach wie vor nicht ausgebessert worden sind.

Persönliche Meinung: Den Vorwürfen eines sexualisierten und negativ konnotierten Frauenbildes im Spiel kann ich selbst in keiner Weise zustimmen. Selten schafft es ein Spiel auf glaubwürdige Art und Weise eine aus der christlich-religiösen Tradition hergeleitete, historisch korrekte Darstellung des weiblichen Geschlechts, nämlich als „unrein“ (Menstruation und Blut als Symbol der Weiblichkeit, Vertreibung aus dem Paradies), in sein künstlerisches Konzept zu integrieren. Ich möchte nicht zu viel hineindeuten, aber der Sukkubus (weiblicher Dämon) ist lange Zeit belegt und rechtfertigt sich aus dem Thema des Spiels, und nein ein Sukkubus trug weder damals noch heute einen BH und Schlüpfer, er/sie ist nackt!

 

Fazit

Im grafisch hochkarätigen Horroradventure Agony könnt ihr eure Seele baumeln lassen und in eine Welt voller blutrünstiger Gewalt eintauchen, die einem den Atem verschlägt. Wer Lust auf Nervenkitzel hat, eine hohe Frustrationstoleranz mitbringt und sich nicht an kleineren Bugs stört, sollte der Hölle dringend mal einen Besuch abstatten!

Über Nicole 4 Artikel
Kunst ist etwas wunderbares, und Filme, Videospiele und Animes erweitern unser Kunstverständnis des 21. Jahrhunderts ernorm, deswegen sollte man sich auch darüber austauschen. Ich heiße Nicole und liebe und lebe den Idealismus in all seinen Facetten, von träumerischer Illusion bis zur Darstellung der bitteren Realität. Ich mag Horrorfilme, Independent Filme und alles mit und ohne Sinn und Verstand, so wie dieser Beitrag hier.

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