Kritik: Scare Campaign

Wenn jemand in seiner Liebe zu Streichen, einen Schritt zu weit geht

© WVG Medien GmbH

Vorwort:

Der Kontinent der Kängurus ist im Horrorsektor, ein kleiner Geheimtipp. Das Problem was diese kleinen Perlen haben, ist ihre Schnittsituation in Deutschland, sowie ihre Veröffentlichungsproblematik. Viele Studios sehen keinen Profit in den Produktionen, was einen Release sehr schwer ermöglicht, aber auch weil viele Projekte zu klein, und zu brutal sind um ungeschnitten durch die Freiwillige Selbstkontrolle zu kommen. Der Horrorfilm „Primal“ war im Jahre 2010 ein sehr gutes Beispiel. Aufgrund seiner brutalen Effekte wurde der Film für eine FSK 18 geschnitten nach Deutschland gebracht, und wenig später von Dragon über Österreich ungeschnitten, aber überteuert und limitiert herausgebracht. Auch die beiden „Wolf Creek“-Filme hatten keinen leichten Stand bei den Behörden. Wo der erste noch eine ungeschnittene R-Rated Fassung spendiert bekommen hat, kam der zweite in einer dermaßen verstümmelten Fassung zu uns, dass sich ein Sichten nur schwerlich ertragen ließ. Von diesen Beispielen gibt es leider viele, aber manchmal geschehen auch noch kleine Wunder. Denn 2016 erschien der Film „Scare Campaign“, über den wir uns heute unterhalten wollen. Eingeschlagen wie eine Bombe auf mehreren Filmfesten, mutierte dieser Streifen schnell zu einem Undergroundhit, der sehr zeigefreudige Shlashereffekte, mit einer bösen Story kombiniert. Bis 2018 musst die Zuschauerschaft warten bis in Deutschland sich das Label WVG erbarmte, und eine FSK 18 Fassung von dem Film angekündigte. Das Problem war nur der extreme Gewaltgrad, der bei vielen Fans die Angst auslöste, dass der Release stark geschnitten sein würde. Doch zu aller Überraschung war das Gegenteil der Fall, und diese kleine Perle erschien komplett ungeschnitten, mit dem roten 18er Logo. Damit war der teure australische Import nicht mehr notwendig, und Fans hatten endliche eine deutsche Tonspur, auf ihrem Habenkonto.  

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Kritik:

Wir folgen in diesem Werk einer Fernsehtruppe, die sich „Scare Campaign“ nennt, und sich auf realistische Streiche spezialisiert hat. Doch eine andere Gruppe läuft ihnen allmählich den Rang ab, weil ihre Schock und Bluteffekte so realistisch wirken, dass sie nur schwer von der Realität zu unterscheiden sind. Um aber wieder auf Kurs zu kommen überlegt sich die „Scare Campaign“ auf einem stillgelegten Fabrikgelände, einen ganz besonderen Horrorstreich. Doch sie sind nicht alleine, und was als blutiger Streich begann, wird auf einmal böse Realität.

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Wir haben hier ein wirklich großartiges Werk vor uns. Die Atmosphäre ist straff, und spannend in Szene gesetzt. Außerdem bietet sie viele unheimliche Momente, und auch einige Schreckeffekte, die hervorragend zünden. Die Bildsprache spielt überwiegend in dunklen heruntergekommenen Gebäuden, die sehr stark an einen Fonud-Footage-Film erinnern, der in einer Irrenanstalt spielt. Der Zuschauer merkt immer das etwas nicht stimmt, was ihn dazu antreibt mit den Charakteren mitzufiebern, weil er auch nie schlauer ist als Diese. Denn die Entwicklung des Films läuft sehr überraschend, und mit vielen Wendungen, die der geneigte Horrorfan nicht vorhersehen kann. Denn nichts im Verlauf des Films deutet auf das hin was in der nächsten Szene passiert, weshalb der Streifen unberechenbar wirkt. Zwar kann man einige von den Cliffhangern erahnen, aber die ausschlaggebenden Punkte bleiben immer im Hintergrund, bis das Werk sich dem Zuschauer selbst offenbaren möchte. Die schauspielerischen Eigenschaften der Hauptcharaktere sind überzeugend herausgearbeitet. so das jede Figur zwar keinen hintergründigen Tiefgang besitzt , dafür aber eine sehr überzeugende Identifizierung für den Zuschauer bietet. Zu jeder Zeit spürt man die Angst, die Hilflosigkeit, und auch die Überraschtheit als plötzlich alles anders läuft wie es geplant war. Das größte Augenmerk, liegt wie in so jedem Horrorfilm, natürlich auf den Effekten, die sehr drastisch, blutig und brutal in bewegte Bilder gepresst wurden. Hierbei sorgen diverse selbstgebaute Mordwerkzeuge dafür, dass kein Kopf auf den Schultern bleibt. Zeigefreudig und manchmal sogar mit einer leichten Splatternote versehen, fließt der rote Lebenssaft in vorzüglichen Mengen, was aber nicht der ausschlaggebende Punkt für die Härte der Effekte darstellt. Es sind eher die bizarren Todesarten, wie die Protagonisten ins Jenseits befördert werden, die sich dem Horrorfan ins Hirn einbrennen. Hierfür kann man ein Beispiel nennen, wo ein Protagonist von einem Killer eine Schlaufe um den offenen Mund bekommt, die sich dann automatisch so weit nach hinten straft, dass der Kopf nach hinten weggerissen wird. Diese Szene ist zumindest mir persönlich bis heute im Gedächtnis geblieben.

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Am Ende haben wir einen bitterbösen Twist, der den ganzen Film in einem kalten Glanz erstrahlen lässt, den es selten in einem Werk dieser Klasse gegeben hat. Dabei ist nicht die eigentliche Überraschung das fiese, sondern eher deren Ausmaß und die Konsequenz aus diesem. Denn jeder der glaubt es geht nicht schlimmer, wird hier eines besseren belehrt.

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Das letzte Wort:

„Scare Campaign“ ist eine kleinen Horrorperle, die es heutzutage nicht mehr oft zu bestaunen gibt. Die unheimliche fesselnde Atmosphäre, wird nur noch durch die zeigefreudigen blutigen Effekte übertroffen. So ein kleines Werk gebührt einer höheren Aufmerksamkeit, und ich hoffe das ich mit dieser Kritik den ein oder anderen diesen Streifen näherbringen konnte. Denn so ein kleines Zelluloidgewitter ist in der heutigen Zeit ein Lichtblick, dass der Horrorfilm nicht zu sehr dem Mainstream verfällt.  

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