
Wir sind immernoch beschäftigt, den ganzen Content vom Sundance Film Festival aufzuarbeiten und zu veröffentlichen. Hier die nächste Kritik, diesmal zum Fantasy/Sci-Fi Abenteuer „Paradise Hills“

Was passiert mit unartigen reichen Mädchen, die gegen den Willen ihrer Eltern handeln? Sie landen auf einem Internat /Besserungsanstalt, im Fall von Alice Waddington Langspielfilmdebüt in Paradise. Dort ist anscheinend die Zeit stehen geblieben, da Mädels, mittelalterliche Kleider tragen, der ganze Komplex aussieht wie der Garten Eden, den Mila Jovovich als Herzogin mit guter Miene zum Bösen Spiel ganz nach ihrem Willen dirigiert. Die Vorstellung das sowas tatsächlich passieren könnte, gerade weil das Ganze so täuschend echt wirkt, ist erschreckend und gleichzeitig faszinierend.
So werden die Mädels der Besserungsanstalt zwar wie Prinzessinnen behandelt, gleichzeitig sind sie aber auch auf einer Insel mitten im Meer gefangen, ohne Aussicht auf Rettung mit kompletter Überwachung und Sicherheitsleuten. Alleine das World Building allen voran der Aufbau der Insel, aber auch der optische Reiz zum Beispiel die komplette farbenprächtige Inneneinrichtung erinnern an klassische Fantasygeschichten. Allerdings wiederum die Überwachungstechnik, die Hologrammkette und die verschiedenen Räume im Untergrund, an klassischen Science-Fiction. Allgemein wird man nicht schlau draus, zu welcher Zeit, Ort, das Ganze eigentlich spielt. Dies wiederum lässt dem Zuschauer Spielraum für Interpretationen, was im heutigen Kino wo alles bis in letzte Detail ausbuchstabiert wird, eher zur Seltenheit geworden ist. Auch ist die normale Dichte der Dialoge nicht vorhanden, was den Bildern mehr Platz zum entfalten bietet.
Waddingtons Konzept versieht, dass der Zuschauer sehr lange im Unklaren gelassen wird, worauf das Ganze eigentlich hinauslaufen soll. So wird eher wenig der Hintergrund, Vergangenheit der einzelnen Charaktere beleuchtet, sondern man konzentriert sich eher auf den Gründe der Einweisung wie zum Beispiel, der von der Mutter arrangierte Ehe oder der Familienehre. Klingt auf dem ersten Blick etwas wie aus dem Handbuch gegriffen, ergibt aber letzten Endes, Sinn und auch die Probleme, die die Patienten plagen, sind gerade heutzutage sehr aktuell, wenn auch diese hauptsächlich auf junge Mädchen bezogen sind.

So baut sich der Film kontinuierlich Szene für Szene, Figur für Figur auf, nur um dann mit einer überraschenden Wendung um die Ecke zu kommen, nach der man sich zwar gesehnt hat, sie aber in diesem Ausmaß nie erwartet hätte. Plötzlich verwandelt sich der Film von einer farbenprächtigen Märchenutopie, in eine Dystopie und wartet mit einigen Überraschungen auf.
Den Wechsel schafft der Film nahtlos, jedoch gibt das Ende nicht die sich erhofften Antworten.
Waddington spielt mit dem Zuschauer, führt ihn immer tiefer in ein Labyrinth, nur um ihn dann mit einem recht simplen Schluss ratlos zurückzulassen.
„Paradise Hills“ ist konfus, visuell atemberaubend und mit dem Stargespickten Cast zwar sehr unterhaltsam, nur wird die Botschaft nicht wirklich klar und je mehr man über den recht kurzweiligen Film nachdenkt, spekuliert, Theorien aufstellt, desto mehr dämmert einem, dass dies wahrscheinlich genau von ihr bezweckt wurde. Im Grunde genommen ist der Zuschauer selbst ein Patient, der sich durch das Dickicht von offenen Fragen kämpfen muss, nur um am Ende festzustellen, das es eigentlich die eine Antwort nicht gibt.
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