
Es gibt kaum einen Leiwandvertreter, der so häufig im Kino aufzufinden ist, wie Dwayne the Rock Johnson. So ziemlich immer als Hauptdarsteller zu sehen, wirbt seine Star-Präsens für den gesamten Film. In Fighting with my Family wird zwar mit Dwayne’s Gesicht auch wieder Werbung betrieben, doch ist The Rock in dieser britischen Wrestling-Komödie mehr die Nebenfigur.

Der eigentliche Hauptdarsteller des Films ist eine Familie aus England, die ihre große Leidenschaft für Wrestling nachgeht. Der sportliche Alltag wird mit viel humor gewürzt. Es gibt dabei nur selten übertriebene Screwball-Aktionen. Als Außenseiter innerhalb einer englischen Ortschaft entstehen viele witzige Dialoge, getragen von gut geschriebenen Charakteren. Die Wrestling-Thematik wird jedoch, so wie die Familie, nie ins Lächerliche gezogen. Es ist insgesamt eine ernste Auseinandersetzung mit dem Sport und all jene, die es lieben und leben. Wrestling bildet jedoch nur die Oberfläche in diesem Film. Für Zuschauer, ohne jegliches Interesse am Thema gibt es eine klassische Aufsteiger-Story zu sehen. Handlungstechnisch sehr altbacken, aber auch Grundsolide erleben wir zusammen mit der Tochter den steinigen Weg zum WWE Erfolg. Sie muss zu Beginn Rückschläge wegstecken, entstehende Konflikte mit ihrer Familie lösen. Doch am Ende überwindet sie alle Grenzen und erhält den glorreichen Titel. Alles schon mal gesehen. Richtig interessant wird das Drama aus der Sichtweise des Bruders erzählt, der am Erfolg seiner Schwester leidet. Sein Glaube am Profi-Dassein und die letztendliche Erkenntnis, dass er nicht das benötigte Talent für’s Showbusiness hat, wird mit der schonungslosen Art des Scheiterns dargelegt. Letztendlich findet er auch einen positiven Ausgang. Doch sein Versagen wird schmerzerfüllt vermittelt. Er muss sich mit weniger zufrieden geben. Gerade dieser Aspekt verleiht dem Film eine gewisse Glaubwürdigkeit. Zumal in unserer heutigen Leistungsdruckgesellschaft die Perspektive des Versagens deutlich gemacht werden sollte. Hier haben wir einen Charakter, der seine falschen Vorstellungen aufgibt und sich auf seine eigenen stärken konzentriert. Dadurch bietet Fighting with my Family nicht nur den richtigen Einsatz von Comedy, sondern auch gut umgesetzte, dramatische Wendepunkte. Im Kern erzählt der Film eine facettenreiche Familiengeschichte.

Die simplen, aber durchdachten Figuren füllen diese Familie mit Leben. Nick Frost, als Veteran des britischen Humors hat ein tolles Timing für Komik. Den Familienvater spielt er souverän, mit rauer Schale und weichem Kern. Lena Headey passt ebenso perfekt zu ihrer Rolle. Sie gibt sich als punkige Furie, die Sprüche sehr direkt formuliert. Als Mutter gibt sie ihren Kindern eher Richtungen, statt Leitlinien vor. Jack Lowden, als Sohn der Sippe, verpasst seinem Charakter eine sanftmütige Aura. Sein Scheitern wirkt durch seine Zielstrebigkeit umso bedrückender. Ein schauspielerisch beeindruckender Wechsel zwischen Obsession und Schmerz. Nur Florence Pugh gibt eine eher harmlose Vorstellung. Rein darstellerisch eine solide Leistung. Doch gibt ihre Rolle vielleicht auch nicht viel her, um vollkommen zu überzeugen. Wirklich schade, dass gerade die Hauptfigur gegenüber anderen Charakteren schwächer daherkommt. Eine davon wäre Dwayne Johnson. Da er sich selbst spielt, passt sein Statussymbol als Star perfekt zu einer Wrestling-Legende. Besonders beeindruckend ist jedoch Vince Vaughn, der einen Erfolgstrainer verkörpert. Seine strenge, väterliche Fürsorge und der böseartige Humor, den er seinen Schützlingen mitgibt zeigen die unbarmherzige Härte des Showgeschäfts. Es ist schließlich nicht nur Glanz und Glamour, sondern auch extremer Leistungsdruck, der hinter dem Entertainment-Business steht.

Fazit:
Eine gewöhnliche Erfolgsgeschichte verknüpft mit herrlich, witzigen Dialogen. Eindrucksvolle Nebenhandlungen sorgen für mehr Substanz. Fighting with my Family ist zwar nicht mutig genug seine komplexeren Themen das Rampenlicht zu verpassen. Als unterhaltsamer Entertainment-Streifen jedoch ein echter Champion dieses Jahr.
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