„Knives Out“ Film Review

© Universum Film

Detektivgeschichten gibt es zahlreiche. Klassiker von Agatha Christie, Sir Arthur Conan Doyle, etc. werden regelmäßig neu verfilmt. Das Problem ist, das sie alle sehr beliebig wirken und eher wie ein Abklatsch als eine Neuinterpretation vorhandenen Stoffes. Bestes Beispiel dafür liefert das seelenlose Remake „Mord im Orient Express“ von Kenneth Branagh. Es liefert null neue Ansätze, schafft es nicht im geringsten die Stimmung der Verfilmung von Sidney Lumet rüberzubringen, welche hierfür zweifelsohne als Vorlage genutzt wurde.

Rian Johnson hingegen erzählt mit „Knives Out“ zwar auch eine Whodunit Story, die sehr auf den klassischen Erzähl und Figurenelementen aufbaut, allerdings erfindet er eine komplett neue Geschichte, die im Gegensatz zum vorher genannten in der Moderne spielt. Somit fühlt sich sein Film zeitgemäßer an, Problematiken wie Internet Trolle und Rassismus spielen eine Rolle und auch das ganze Ambiente, die Location, die Figuren, der Kontext fühlt sich origineller an. Auch beweist Johnson sein Geschick mit der Besetzung, die von „Bond“ Darsteller Daniel Craig über Rising Star Ana De Armas und Katherine Langford bishin zu Veteranen wie Don Johnson und Jamie Lee Curtis reicht.

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Die Geschichte beginnt wie jede Whodunit Story mit einem Mord, der danach übergeht in eine klassische polizeiliche Befragung. Jedoch anders als sonst, erscheint der Protagonist Detektiv Blanc anfangs im Hintergrund. Er beobachtet das Ganze und macht erst durch das Drücken von Klaviertasten auf sich aufmerksam. Dadurch entsteht eine Faszination des Unbekannten, welche sich recht schnell manisfestiert und alles andere als irrelevant erscheinen lässt. Erst als die Verdächtigen ihn bemerken und ansprechen, beginnt der Stein ins Rollen zu kommen und schnell wird aus dem Beobachter die zentrale Figur. 

Alleine das zeigt, wie viel Wert Johnson auf Timing setzt. Er hat ein präzises Gespür dafür, wie er was darstellt. So tischen die Zeugen den Ermittlern die ganze Zeit Lügen auf, gezeigt wird aber was wirklich stattgefunden hat. Dadurch entfaltet sich eine gewisse Suspense und lenkt den Zuschauer eher darauf mitzufiebern, wann die scheinbar ahnungslosen Polizisten diese Wahrheit entlarven. So kommen alltägliche Problematiken zum Vorschein, die man relativ schnell erahnen kann, allerdings lange rätselt in welchem Kontext sie zum Geschehen stehen. 

So ist ziemlich schnell sicher, dass Johnson kein Fan von Twists ist, sondern eher schelmischen Spaß daran hat, den Zuschauer mit jeder neuen Erkenntnis immer weiter in die Irre zu führen. Wie ein Magier, der den Leuten scheinbar die Mechanik hinter den Tricks zeigt, diese Taktik aber eine Methode ist, den nächsten vozubereiten. Frei nach dem Motto: „Je mehr du siehst, desto weniger siehst du tatsächlich“

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Auch von sehr witzigen Einfällen, die das Ganze ziemlich unterhaltsam und humorvoll gestalten, macht er nicht halt. So kommt keiner zu kurz und jeder Charakter hat auf seine Weise seine großen Momente. Dennoch darf man bei diesem Film nicht zuviel vorweg nehmen, sonst macht er nur halb so viel Spaß. Obwohl er aufgrund seines Unterhaltungswertes und dem McGuffin definitiv auch einer Mehrfachsichtung standhalten würde. 

Man hat ein wenig das Gefühl, dass Johnson,Daniel Craigs Charakter ziemlich ähnlich ist. Dieser gibt sich zeitweise als ahnungsloser, dann wieder als allwissend aus und hat merklich immer seinen Spaß daran, seine Mitmenschen in den Wahnsinn zu treiben. Ein nahezu unberechnenbarer  Charakter, der mit jeder Szene sympathischer wird. Ein anderes Beispiel ist die Krankenschwester Martha, die unwissentlich von einer Katastrophe in die nächste rennt und damit unweigerlich zum Spielball von allen wird. 

Die Auflösung später setzt dem Ganzen nochmal eines drauf und beweist das Johnson im Gegensatz zu anderen Vertretern die Essenz von Whodunits verstanden hat und wie man das Beste aus ihnen herausholt. 

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Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Musik, die Johnsons Filme so einzigartig machen. So kommt die Anfangsszene ohne jeden Dialog aus, was sie noch spannender macht und auch die verschiedenen Themes bleiben einem lange Zeit im Gedächtnis. Man fragt sich zeitweise, wie wohl sein „Star Wars“ Film mit der Musik seines Cousins gewesen worden wäre. 

Zusammengefasst ist „Knives Out“ für die doch lange Laufzeit sehr unterhaltsam, gespickt mit viel Wahnwitz, Humor und Spannung. Besonderes Highlight hierbei ist Chris Evans Charakter, der die besten One Liner liefert und dem es sichtlich Spaß macht, mal ein komplett neues Terrain zu betreten statt immer nur Marvel

Über Marcel 584 Artikel
Film ist eine Sprache die jeder versteht. Egal ob in serieller Form oder als Animation, Film dient den Menschen als Unterhaltung und begeistert durch seine Vielfältigkeit. Sei es auf den Ebenen der Erzählung, Effekten oder Charakteren. Film ist aber nicht nur eine Sprache, sondern eine Kunstform, ganz gleich in welcher Art und Weise. Das was ich an Film und allgemein an Medien liebe, ist die Vielfältigkeit, die verschiedenen Ebenen insbesondere die Meta Ebenen und in neue Welten einzutauchen. Aber auch Kritik und Lösungsvorschläge filmisch an unserem heutigen System auszuüben und zu zeigen, wie die Welt in der Zukunft aussehen könnte. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein".

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