„Time to Hunt“ Film Review

© Union Investment Partners, Littlebig Pictures, Sidus

Filme abseits des Mainstreams zu sehen, hat immer seine Vorteile. So entdeckt man beispielsweise Südkorea für sich. Die sind derzeit durch das Meisterwerk „Parasite“ in aller Munde und greifen in ihren Filmen unter anderem Themen wie den Klassenkampf auf. „Time to Hunt“ jedoch präsentiert sich ausschließlich in der Unterschicht einer dystopischen Welt, die gerade am Anfang einen gewissen „Blade Runner“ Hype verspürt.

Aber das ändert sich noch, denn ähnlich wie „Parasite“ ist „Time to Hunt“ ein Film, der sich von Minute zu Minute steigert. Anfangs haben wir da noch das klassische Heist Szenario: „Eine Gruppe Jungs will aus ihren alten Leben ausbrechen und sich auf den Weg zu einer Insel machen, weit weg von all dem Elend, mit dem sie jeden Tag konfrontiert werden. Um das zu schaffen, raubt man eine Spielhölle aus, nur leider von den ganz falschen Leuten. Denn die heuern einen Killer an, der nicht ablässt, eher jeder einzelne einen qualvollen Tod erleidet“.

Überraschende Wendung

Spätestens ab da wandelt sich der Film. Der klassische Heist Plot wird plötzlich zu einem Suspense Thriller, der gerade durch die leerstehenden Lagerhallen und Gebäuden, unendliche Tiefe und Weite bekommt. Man weiß nie, ob er nicht hinter der nächsten Ecke lauert. Die Angst steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Du siehst in präzisen Nahaufnahmen, wie ihnen regelrecht der Schweiß von der Stirn tropft, sie nervös werden und dadurch auch sehr unvorsichtig.

Die Jungs wähnen sich anfangs in Sicherheit, die jedoch langsam umschlägt in Paranoia. So werden zwischenzeitlich zwei Geschichten parallel erzählt, die des Killers auf der Suche nach der Beute und die der Jungs, die ihr Glück über den erfolgreichen Coup kaum fassen können. Dadurch dass die Handlungsstränge langsam und sehr ruhig zusammenlaufen, baut sich eine ungeahnte Spannung auf, sodass der Zuschauer irgendwann selber das Gefühl hat, von diesem eiskalten Killer gejagt zu werden.

© Union Investment Partners, Littlebig Pictures, Sidus

Die gespenstige Stille wird unterstützt durch POVs beim Rennen und Autofahren oder Kameraschwenks/fahrten in dunklen Gebäuden, beispielsweise einer Tiefgarage oder auch leicht beleuchteten Krankenhausfluren. Sobald er an dem Knotenpunkt angekommen ist, wird es sehr unangenehm, eine Ungewissheit breitet sich aus, die einen zusammen zucken lässt, sowie die ersten Schüsse fallen. Welche wiederum eine Lautstärke erreichen, die locker ein Schallpegelmessgerät an den Rand der Verzweiflung bringen könnten. Man tastet sich von Tür zu Tür, von Flur zu Flur in schleichenden Schritten voran, um ja keine Aufmerksamkeit zu erlangen.

Es ist ein qualvoller, nicht enden wollender Albtraum, der den Zuschauer in eine sehr unangenehme Lage bringt und gleichzeitig so fesselt, dass einem teilweise die Luft wegbleibt. Zufälle passieren keine, was das Katz und Maus Spiel nur noch intensiver macht. Der Killer spielt mit ihnen, mal gibt er ihnen die Möglichkeit zu fliehen, dann wiederum entscheidet er sich sich anders.

© Union Investment Partners, Littlebig Pictures, Sidus

„Time to Hunt“ wird seinem Namen in jeglicher Hinsicht gerecht. Die Jäger werden zu Gejagten und das Wechselspiel hält bis zum Ende an. Der Regisseur schafft es die Spannung von Anfang an kontinuierlich aufzubauen, bis das Ganze in einem spektakulären Shoutout seinen Höhepunkt erreicht. Dabei ist der Zuschauer immer ganz nah am Geschehen. Ein Genrefeuerwerk das seinesgleichen sucht und beweißt, warum Südkorea bei Genrefans so beliebt ist.

Über Marcel 584 Artikel
Film ist eine Sprache die jeder versteht. Egal ob in serieller Form oder als Animation, Film dient den Menschen als Unterhaltung und begeistert durch seine Vielfältigkeit. Sei es auf den Ebenen der Erzählung, Effekten oder Charakteren. Film ist aber nicht nur eine Sprache, sondern eine Kunstform, ganz gleich in welcher Art und Weise. Das was ich an Film und allgemein an Medien liebe, ist die Vielfältigkeit, die verschiedenen Ebenen insbesondere die Meta Ebenen und in neue Welten einzutauchen. Aber auch Kritik und Lösungsvorschläge filmisch an unserem heutigen System auszuüben und zu zeigen, wie die Welt in der Zukunft aussehen könnte. "Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein".

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