
Star Wars Episode 9 – Der Aufstieg Skywalkers ist am 30. April als Blu-ray erschienen. Obwohl damit die bereits dritte Trilogie der Sternen-Saga abschließt, habe ich mir den letzten Teil nicht angeschaut. Für mich waren Episode 7 – Das Erwachen der Macht und Episode 8 – Die letzten Jedi weder eine große Enttäuschung, noch ein überwältigendes Erlebnis. Eventuell funktioniert Episode 9 sogar als durchschnittlicher Unterhaltungsfilm, was viele Kritiken, darunter unsere Kritik, bestätigen. Diese drei Filme scheitern jedoch als zusammenhängende Reihe und ich bezweifle, dass Episode 9 die Trilogie kohärent abschließt, da Episode 4-6 sowie Episode 1-3 bereits den Abschluss bilden.

In Star Wars kämpft das Gute gegen das Böse, die helle Seite gegen die dunkle Seite – es trifft immer ein gegensätzliches Machtverhältnis aufeinander. Auf den ersten Blick übernehmen die neuen Star Wars-Filme diesen Grundgedanken. Doch wenn man genau hinschaut, fehlt dem Konflikt die nötige Substanz. Eine klare Vision oder eine echte Gegenüberstellung sind nicht zu erkennen. Star Wars-Erfinder George Lucas, ein Mann, der von Fans gleichzeitig geliebt und gehasst wird, hat für die nötigen Gegensätze gesorgt. Filmliebhaber behaupten, dass er mit seiner Original-Trilogie aus den 80ern als filmischer Rebell auftrat und mit dem steigenden Franchise-Erfolg zum imperialistischen Filmproduzenten aufstieg, der mit der Prequel-Trilogie in den 2000ern maximalen Gewinn erreichen wollte. Doch gerade, weil sich Prequel- und Original-Trilogie filmisch voneinander unterscheiden, passen sie wunderbar zueinander. Zwei aufeinander wirkende Kräfte, die ein Gleichgewicht der Macht und das Symbol von Yin und Yang darstellen.

Ein anspruchsvolles Science-Fiction-Kunstwerk ist Star Wars nie gewesen, sondern vielmehr abenteuerliche Weltraumunterhaltung. Jede, der drei Trilogien enthält Plot-Unreinheiten und filmische Schwächen. Doch lassen sich die Schwächen sowie Stärken der Original-Trilogie und den Prequels wesentlich besser gegenüberstellen als in den neuen Filmen.
In der George Lucas-Saga sehen wir die klassische Heldenreise, gepaart mit einem Generationsübergang. Wo der Protagonist Anakin Skywalker in den Prequels scheitert, bewältigt sein Sohn Luke Skywalker die Reise in der Original-Trilogie erfolgreich. Beide Trilogien beinhalten einprägsame Liebesszenen. Zum einen den emotional feinfühligen Dialog zwischen Han und Lea: „I love you. – I know“. Zum anderen den peinlichen Anakin Skywalker-Monolog, der bei Fans für Gelächter sorgt: „ I don’t like sand. It’s coarse and rough and irritating and it gets everywhere“.

Die Dialoge werden von den Charakteren unterschiedlich vermittelt – kühl und emotionslos in den Prequels, stimmungsgeladen in den Originalfilmen. Der Film-Look ist mit seiner jeweils analogen und digitalen Ausrichtung ebenso kontrastreich. Genauso weichen die signifikanten Lichtschwertkämpfe voneinander ab. Dabei ist die schnell agile Kampfchoreografie in Episode 1 genauso einprägsam wie das langsam starre Lichtschwertgerassel in Episode 4. So ist es nicht verwunderlich, dass die eine Trilogie von den Fans vergöttert und die andere Trilogie meistens verachtet wird. Letztendlich unterhält Star Wars durch gegensätzliche Auffassungen und Ansichten. So unbeliebt die Prequel–Reihe auch ist, so nötig ist sie um den Kreislauf zwischen Gut/Böse, Gut/Schlecht oder Hell/Dunkel zu schließen.

Wo passt jetzt Disney-Star Wars in den Kreis hinein? Zum einen gar nicht, zum anderen überall. Wir erleben mit Protagonistin Ray ebenso eine Heldenreise, die geschichtlich irrelevant daherkommt, da ihr Erfolg oder Scheitern keinen Bezug zu irgendwas darstellt. Egal ob Effekte, Figuren oder Dialoge – alles wirkt handwerklich gut gemacht, aber inhaltlich unbedeutend. Die neuen Filme werden von Fans weder geliebt noch gehasst. Es fehlt schlicht eine emotionale Bindung – wenig verwunderlich, wenn die ältere Generation zur neuen Generation übergehen sollte, nur dass am Ende wieder die alte Generation auftritt. Ich weiß nicht, wie es anderen Star Wars-Fans geht, aber mich verwirrt die neue Trilogie. Ein einheitliches Konzept lässt sich nicht erkennen, das Yin und Yang-Symbol müsste folgedessen so aussehen:

Das Gleichgewicht der Macht wurde erschüttert, Disney pendelt mit dem Star Wars-Universum hin und her, ohne etwas Entscheidendes erzählen zu können. Doch heute am 4. Mai habe ich meinen Star Wars-Marathon von Episode 1-6 beendet. Zwei Trilogien, die gegensätzliche Gefühle in mir auslösten und für ein harmonisches Gleichgewicht sorgten. May the 4th be with you.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar