Game Review: Story of Seasons: Friends of Mineral Town

Eine meiner schönsten Erinnerungen in meiner Kindheit im Zusammenhang mit der originalen PlayStation, war ein für mich unbekanntes Spiel, mit dem Namen Harvest Moon: Back to Nature aus dem Jahr 2001. Es war eine gelungene Abwechslung, sich in einem Videospiel einfach mal um seine eigene kleine Farm zu kümmern. Jahre später erfuhr ich dann, dass es sich hier gar nicht um ein so unbekanntes Franchise handelt wie ich als Kind dachte und erlebte unzählige Sequels und Spin-Offs mit. Nachdem das Spiel bereits auf dem Game Boy Advance unter dem Namen Harvest Moon: Friends of Mineral Town sein erstes Remake bekam, ist es nun an der Zeit, dass dieses Remake, sein eigenes Remake auf Nintendos aktueller Plattform, Nintendo Switch, spendiert bekommt. Ob das Spiel nur Nostalgie in mir weckt oder auch heute noch was zu bieten hat, habe ich für euch getestet.

Unsere kleine Farm

Da sicherlich einige unter euch mit dem Franchise nur bedingt Berührungspunkte hatte, kläre ich zuerst die Frage: Was genau ist Story of Seasons eigentlich? Im Normalfall übernehmt ihr eine heruntergekommene Farm, peppt sie wieder auf, baut Gemüse an, züchtet Tiere und vergrößert eure Betrieb nach und nach. Nebenbei müsst ihr aber auch Beziehungen zu den anderen Charakteren des Ortes Pflegen und vielleicht findet ihr am Ende auch die oder den Traumfrau/ -mann. 

All das gibt es natürlich auch in Story of Seasons: Friends of Mineral Town. Ihr zieht als junger Mann oder junge Frau auf die alte Farm eures verstorbenen Großvaters in Mineralstadt und versucht euch dort ein neues Leben aufzubauen. Das ist aber leichter gesagt als getan. Euer Feld ist voll mit Unkraut, Steinen und Ästen, die das säen eurer Samen verhindern. Glücklicherweise habt ihr Zugang zu einer Reihe von Werkzeugen, wie Axt, Hammer und Sichel, um euer Feld zu befreien. Habt ihr dann ein erstes kleines Stück befreit, könnt ihr es bestellen. Dafür braucht ihr logischerweise Saaten und da die nicht auf Bäumen wachsen, müsst ihr wahrscheinlich zum wichtigsten Charaktere des Spiels: die Stadt Mineralstadt. 

Let’s go to the Town

In Mineralstadt gibt es viele wichtige Gebäude, die ihr regelmäßig besuchen werdet. So findet ihr neben einem Supermarkt (hier findet ihr die wichtigen Saaten) unter anderem auch eine Bibliothek, das Krankenhaus, eine Gaststätte und vieles mehr, was euch bei eurer Arbeit unterstützt. Natürlich braucht ihr, um diese Einrichtungen nutzen zu können, einiges an Geld.

Da es dauert, bis ihr euer erstes Gemüse ernten könnt, müsst einen anderen Weg finden um regelmäßig ein wenig Kapital in die Kassen zu spülen. Dabei hilft euch, der um die Farm gelegene Wald und der Berg “Mutterhügel.” Dort findet ihr unter anderem Blumen und Wildfrüchte, die ihr verkaufen könnt. Auf eurer Farm sind an vielen wichtigen Stellen Boxen platziert. Alles was ihr dort hineingelegt habt, wird um 17 Uhr abgeholt und ihr erhaltet den Gegenwert in Bargeld. Nach einiger Zeit bekommt ihr noch Nutztiere, wie Huhn und Kuh oder auch exotischere Tiere wie Alpaca dazu, deren Erzeugnisse, gewisse Voraussetzungen vorangestellt, ebenfalls verkauft werden können. Umso mehr ihr euch dabei um eure Tiere kümmert, umso bessere Ergebnisse bekommt ihr. 

Sich um eure Farm zu kümmern ist aber noch nicht die komplette Geschichte. Ein fast genauso wichtiger Punkt sind eure Beziehungen zu den Stadtbewohnern. Eure Freundschaft zu den Bewohnern könnt ihr zu jeder Zeit in eurem Menü nachprüfen. Durch tägliche Gespräche und Geschenke könnt ihr diese erhöhen. Sind die Freundschaften tief genug, werdet ihr möglicherweise belohnt.

Aber nicht nur ältere Menschen und Kinder wohnen in der Stadt, sondern natürlich auch gleichaltrige. Die Bindung zu diesen Mitmenschen wird nicht nur durch Freundschaft (Musiknoten), sondern auch durch Herzen, also eure romantische Bindung dargestellt. Steigt ihr diese stetig, bekommt ihr auch neben den Standardgesprächen, auch besondere Events, in denen ihr die andere Person noch tiefer kennen lernen könnt. Im Gegensatz zu den leider immer gleichen Unterhaltungen, sind die Events schön geschrieben und lassen euch hinter eine mögliche erste Fassade des Gegenübers blicken. Was möglicherweise nicht jedem gefällt, einige bekannte Klischees werden dabei natürlich auch bedient. 

Auf eine gute Nachbarschaft

Nach einer gewissen Zeit, verliebt ihr euch möglicherweise ineinander und auch eine Hochzeit, sowie ein gemeinsames Kind sind nicht nur Träume eures Farmer Egos. Besonders gelobt sei hier, dass die romantischen Optionen, nicht geschlechtsspezifisch sind. Egal wen ihr am Anfang gewählt habt, ihr könnt mit Männern und Frauen ausgehen. Um dahin zu kommen, müsst ihr aber ordentlich um eure Beziehung kämpfen, denn ihr seid möglicherweise nicht als Einziger an dieser Person interessiert. Helfen tun euch dabei die täglichen Geschenke, wobei jede Person andere Vorlieben hat. Habt ihr Pech, lehnt euer Ziel das Geschenk sogar ab. Einen besonderen Bonus gibt es jedoch, wenn ihr an den Geburtstag des Stadtbewohners denkt. Eine schöne Neuerung des Remakes ist es, dass ihr euren Beziehungsstatus, eure tägliche Aktion und die Geburtstage jederzeit im Menü finden könnt. 

Das ist also euer Gameplay-Loop, den ihr jeden Kalendertag in Story of Seasons: Friends of Mineral Town wiederholt. Ganz so leicht wie es klingt, ist das aber nicht. Jede Arbeit im Spiel kostet Ausdauer und Fitness. Ist die komplett aufgebraucht, kippt ihr um und ihr müßt schlimmstenfalls einen Tag aussetzen. Um eure Energie wieder aufzuladen, könnt ihr entweder was Essen oder den kostenlosen Weg gehen und in der heißen Quelle baden. Doch wirklich kostenlos ist auch das nicht, denn Zeit ist bekanntlich Geld. Jeder Tag hat natürlich nur eine begrenzte Menge an Stunden und alle 5 Sekunden Echtzeit, sind 10 Minuten in Story of Seasons. Was eigentlich nach einem sehr entspannenden Spiel aussieht, entpuppt sich schnell zu purem Stress. Daher wird es nötig sein, die tägliche Route immer weiter zu perfektionieren. damit ihr an einem Tag all eure geplanten Ziele erfüllen könnt.

Nicht nur Pflanzen wachsen

Essen ist natürlich ein weiterer Weg, der euch bei eurem Tagesablauf unterstützt. Immer im Gasthaus zu essen, wirkt sich aber logischerweise auf euren Geldbeutel aus. Leider habt ihr in eurem kleinen Häuschen kein Platz für eine Küche. Gut, dass die Stadt auch einen Zimmermann beherbergt. Hier ist es möglich euer Haus und eure Ställe zu erweitern. Vorausgesetzt, ihr bringt das nötige Holz und Gestein mit. Ressourcen dieser Art bekommt ihr durch das zerhacken von Ästen und Baumstümpfe, bzw. das Zerschlagen von Felsen. Eure Standardwerkzeuge geraten dabei aber schnell an ihr Ende. So kann die Axt zu Beginn nur kleine Äste zerschlagen. Wollt ihr ein besseres Ergebnis, braucht ihr Erze, die in einer Mine im Berg abgebaut werden können. Diese Mine wird nach jedem Betreten zufallsgeneriert. Wollt ihr seltene Edelmetalle, müsst ihr so tief wie möglich in die Mine eindringen, ohne die komplette Gesundheit zu verlieren. 

Habt ihr das alles berücksichtigt, ist es möglich zur Abwechslung in eurem eigenen Heim zu kochen. Rezepte bekommt ihr von euren Mitmenschen oder auch durch die Kochduell Show, jeden Dienstag. Sagte ich Kochduell? Ja, denn natürlich steht auch ein Fernseher zuhause. Dort könnt ihr nicht nur den Wetterbericht oder über kommende Feste informieren, sondern bekommt auch jeden Tag eine neue Episode einer Unterhaltungssendung zu gesicht. So gibt es Anime, Romanzen und mehr, die einen tatsächlich schnell in ihren Bann ziehen. Sogar so sehr, dass man ungern eine Folge verpasst. Wie im wahren Leben! 

Irgendwann werdet ihr aber feststellen, dass die Farm, auch mit gutem Mittagessen, zu groß geworden ist, um sich als einzige Person darum kümmern zu können. Da es in der Welt von  Story of Seasons Götter und Naturgeister gibt, seid ihr vielleicht aber gar nicht so allein. Kümmert ihr euch gut genug um die Beziehung zu den Naturgeistern von Mineralstadt, helfen sie euch bei der Arbeit. Zu beginn sind sie zwar noch keine große Hilfe, ihr könnt ihre Fähigkeiten aber durch kleine, aber lustige Minispiele erhöhen. Diese können auf dauer sogar ziemlich fordernd werden. 

Und sonst so?

Grafisch erinnert Friends of Mineraltown zwar an Spiele wie Animal Crossing: New Horizon, jedoch ohne die Qualität zu erreichen. Besonders auf einem großen Bildschirm fällt schnell etwas Treppchenbildung auf. Diese sind aber auf dem kleinen Bildschirm im Handheld Modus kaum störend zu erkennen. Dafür sind die Artworks eine schöne Erweiterung der Originalversionen. Die Musik ist hingegen nichts besonderes und fällt nicht sonderlich auf. Was in diesem Fall aber gut ist, da ihr nur begrenzt viele Musikstücke hören werdet und sie euch so nicht nerven werden.

Fazit

Als Fan und besonders als Kenner des Originals, kann ich Story of Seasons: Friends of Mineral Town nur empfehlen. Das Spiel ist trotz eines sehr repetitiven Gameplay Loops sehr charmant. Nur die immer selben Dialogen durch die ihr euch klicken müsst, nerven nach bereits kurzer Zeit sehr. Sie sind jedoch nötig, um eure Beziehungen zu pflegen und sind für Kenner nichts neues in dem Franchise. Da die Vorlagen mittlerweile schon ihre Jahre hinter sich haben, lohnt sich auch der Kauf für Spieler der Vorlage. Auch die beiden neuen Charaktere und die vielen Quality of Life Verbesserungen machen das wohl beste Story of Seasons noch besser. Konntet ihr bisher gar nichts mit dem Farmspiel anfangen, hindern euch die repetitiven Aufgaben und die sehr altbackene Präsentation weiterhin einen Zugang zur Reihe zu finden.

Wir bedanken uns bei Marvelous Europe für die Bereitstellung des Musters

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