Game Review | Tell me Why

Dass Entwickler Dontnod interessante Charaktere und gute Story mit schwierigen Themen schreiben kann, haben sie bereits mit Life is Strange bewiesen. Anstelle den eher umstrittenen zweiten Teil nun mit einem dritten weiterzuführen, hat sich Microsoft das Studio geschnappt, um ein Spiel exklusiv für Xbox und Windows 10 zu entwickeln. Wie sehr Tell me Why Life is Strange ähnelt oder ob es am Ende nichts mehr als eine kurze Auftragsarbeit war, verrate ich in unserer Review. 

Kleinstadtleben

Eine amerikanische Kleinstadt, junge Erwachsene als Hauptcharaktere, schwierige Themen, eine Prise übernatürliche Fähigkeiten und ein Episoden Format. Würde im Titelbildschirm nicht groß Tell me Why stehen, hätte ich schwören können eine neue Staffel Life is Strange gespielt zu haben. Denn eigentlich ist Tell me Why nichts anderes, nur als Microsoft Game Studio Titel verpackt und um einiges Hübscher. Tell me Why handelt von dem Geschwisterpaar Alyson und Tyler Ronan, die sich nach langer Zeit zum Beginn des Spiels wiedersehen. Tyler verbrachte viele Jahre in Fireweed, eine Einrichtung für junge Straftäter, da er in Notwehr Mary-Ann die Mutter der beiden Kids, die ihn mit einem Gewehr bedrohte, getötet hatte. Nun treffen sich Tyler und Alyson zum ersten Mal in dem Haus wieder, in dem sie aufgewachsen sind, um es zu verkaufen und mit ihrer Vergangenheit abschließen zu können. Doch ein schockierender Fund in Mary-Anns Zimmer, lässt besonders Tyler wanken. Hat ihre Mutter gar nicht versucht Tyler zu töten, weil er ein Transgender ist? 

Das Thema Transgender in einem Ort wie die fiktive Kleinstadt Delos Crossing in Alaska, ist dabei nicht das einzige schwierige Thema mit dem sich Tell me Why befasst. Auch mit Depression und Schizophrenie befasst sich Dontnod mit ihrem aktuellen Werk. Zwar hatte ich noch nicht das Glück jemanden in der Transgener Community näher kennenzulernen, habe ich das Gefühl, dass Tell me Why sehr realitätsnahe und respektvoll mit diesen Themen umgeht. Generell sind die Dialoge und auch die Vertonung so gut wie in keinem anderen Dontnod Spiel zuvor, wodurch die Geschichte mir persönlich sehr nahe ging. Ähnlich wie in den spirituellen Vorgängern, gibt es auch bei Tell me Why keine ständigen Actionsequenzen, sondern vielleicht sogar noch weniger als zuvor. Die meiste Zeit erkundet ihr Orte, führt Dialoge und löst Rätsel um so der Wahrheit, was in der schicksalshaften Nacht wirklich passierte, immer näher zu kommen. Dabei helfen euch, die vorher erwähnten, übernatürlichen Kräfte. Alyson und Tyler können in Gedanken zueinander sprechen und fühlen, was der andere fühlt. Zudem können sie gemeinsam ihre Erinnerungen visualisieren um so auch die kleinsten Details ihrer Kindheit wieder an das Tageslicht zu bringen. 

Die meiste Zeit steckt ihr jedoch in Dialogen und ähnlich wie auch in den Titeln von Telltale, merkt sich euer Gegenüber, was ihr gesagt habt. Großen Einfluss hat das jedoch nicht auf den Fortlauf der Geschichte, jedoch wie andere Personen schlussendlich zu euch oder eher wie ihr zu ihnen steht. Dazu gesellt sich noch das Sammeln von versteckten Figuren, was für ein Wiederspielwert sorgen soll. Leider reicht dies meiner Meinung aber nicht aus, um direkt wieder in das Spiel zu springen um die anderen Wege zu erforschen. Ich habe meine Geschichte, mit den beiden Zwillingen erlebt und brauche auch gar nicht wissen, was wäre wenn ich anders reagiert hätte. Ich bin völlig zufrieden. 

Fazit:

Zwar gibt es viel Freiheit bei den Entscheidungen, großen Einfluss auf das Ende hat dies jedoch nicht. Dies ist jedoch auch nicht zwingend notwendig finde ich, besonders wenn man dafür so spannende Dialoge wie in Tell me Why bekommt. Auch visuell und in der Musik wie der Lokalisierung scheint das Microsoft Geld gut angelegt zu sein und zeigt eine deutliche Verbesserung zu Life is Strange da. Ich lebte für die drei Episoden gerne in Delos Crossing. Jeder Bewohner ist glaubhaft und interessant, und mit Aly und Ty hat man zwei sehr starke Protagonisten geschaffen. Tell me Why ist das beste Spiel von Dontnod bisher und hoffentlich nicht das letzte in dem Franchise. 

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