Ghostrunner | Review

Ein grandioser Soundtrack, gepaart mit einem ausgeklügelten Level-Design und einer interessanten Welt, haben Ghostrunner aus meiner Sicht zumindest zum bisher besten Spiel 2020 gemacht. Natürlich stehen dieses Jahr noch einige Spiele an, allerdings möchte ich euch in dieser Review erläutern, warum das von Sligate entwickelte Spiel mich derart in seinen Bann gezogen hat.

Futuristische Dystopie

Die Stadt mit ihren Neonlichtern, ist sehr schön anzusehen.
Die Stadt mit ihren Neonlichtern, ist sehr schön anzusehen.

Der Schauplatz von Ghostrunner ist Dharma-Tower, ein gigantischer Wolkenkratzer, in welchem sich die Menschheit nach einer nicht genauer erläuterten Katastrophe zurückgezogen hat. Ihr schlüpft dabei in die Rolle des namensgebenden Ghostrunner, der sich ohne Erinnerungen auf der Straße wiederfindet. Lediglich eine Stimme in eurem Kopf, die sich nur als Architect vorstellt, leitet euch durch die dystopischen Häuserschluchten und Raffinieren. Nach den Erzählungen des Architects, hat Mara, eine seiner ehemaligen Vertrauten, diesen hintergangen und ist nun dabei, die Gesellschaft mit Hilfe ihrer Schergen zu zerstören. Da ihr gerade eh nichts anderes zu tun habt, beginnt ihr also mit dem Architect in eurem Ohr die Verfolgung, um dieser Schreckensherrschaft ein Ende zu setzen.

Die Geschichte von Ghostrunner an sich ist gutgeschrieben und wird vornehmlich in Audioübertragungen erzählt. Es gibt zwar die eine oder andere Cutscene, diese sind allerdings eher rar gesät. Einen Innovationspreis wird die Geschichte zwar nicht gewinnen, doch für den Zeitraum des Spieles ist Sie ziemlich unterhalten. Im Gegenzug dazu steht allerdings die Welt von Dharma-Tower. Auf Eurer Reise schnetzelt und springt ihr euch nicht nur durch Raffinerien, sondern seht auch die neonlichtdurchflutete Stadt mit ihren von Werbebannern übersäten Hauswänden.

Slice and dice

Mit dem ein oder anderen Bosskampf kann Ghostrunner ebenfalls aufwarten.

Ghostrunner besteht aus einer ausgewogenen Mischung von Jump’n’Run sowie Kampf-Passagen. Jedes Level ist dabei in „Sektoren“ unterteilt und im Prinzip mit einem Rätsel zu vergleichen. Wer stehen bleibt, hat eigentlich schon verloren, denn nicht nur die Feinde, sondern auch ihr haltet nicht mehr als einen einzigen Treffer aus. Stellt euch also darauf ein, beim ersten Mal nicht einfach so durch die Level zu fegen, sondern mehrere Anläufe zu brauchen. Hat man allerdings den Dreh einmal raus, so entsteht ein ziemlich süchtig machendes Flow-Gefühl. Motivierend ist auch, dass euch das Spiel mit steigendem Fortschritt immer wieder neue Gegnertypen vor das Katana wirft, damit es nicht langweilig wird. Gibt es zum Beispiel zu Beginn nur Feinde mit Pistolen, deren Schüssen ihr ausweichen oder auch die Projektile reflektieren könnt, habt ihr es schon bald mit Feinden zu tun, die ein Schild tragen oder gar mit ebenfalls Schwerter tragenden Bösewichten, die Ihr nur besiegen könnt, wenn ihr deren Angriffe zuerst pariert. Habt ihr ein Level absolviert, bekommt Ihr Eure Zeit angezeigt, die ihr für diesen Abschnitt benötigt habt, als auch wie oft ihr gestorben seid. Das ist eine schöne Funktion und lädt vor allem dazu ein, Abschnitte mehrmals zu spielen, um zum Beispiel eine bessere Zeit herauszuholen und oder schneller zu sein, als eure Freunde.

Ein weiterer, unglaublich gut gelungener Punkt bei Ghostrunner ist die Musik. Jeder Synthwave Track, den ihr während eurer Spielsession hören werdet, passt perfekt in das Level. Man hat sogar manchmal das Gefühl, das die Musik hier schneller, härt oder auch langsamer wird, je nachdem wie ihr gerade spielt. Der Komponist Daniel Deluxe hat hier wirklich ganze Arbeit geleistet.

Darf es vielleicht ein Double Dash sein?

Diese Gegner explodieren bei Kontakt und sind mitunter die nervigsten im ganzen Spiel. Stehen bleiben bedeutet also den sicheren Tod.

Wie schon erwähnt kommen mit steigender Spieldauer auch neue Gegnervariationen hinzu. Um diesen entgegenwirken zu können, werdet ihr natürlich auch als Spieler selbst stärker und lernt neue Fähigkeiten. Die vier Hauptfähigkeiten fügen sich dabei sehr gut ins Spiel ein. Zum einen könnt Ihr mit Blitz anvisierte Gegner mit deinem schnellen Dash erledigen, auf der anderen Seite könnt ihr aber auch die Kontrolle über einen Gegner übernehmen, der dann für Euch andere in seiner Sichtweite befindlichen Feinde angreift.

Die vier Hauptfähigkeiten lassen sich dabei aber auch noch etwas modifizieren. Immer wenn ihr eine neue Fähigkeit erlernt, schaltet Module frei. Diese Module haben die Form von Tetris-Blöcken und lassen sich auf einem Feld anordnen. Natürlich ist auf dem Feld nicht Platz für alle Module, so müsst ihr euch immer genau überlegen, welche Module am besten zu eurem Spielstil passen. Daneben gibt es auch einige Collectibles, die Ihr auf eurer Reise finden könnt, wie zum Beispiel Schwertskins oder auch Audiologs.

Meckerecke

Schade das manche Gegner recht dumm sind. Dieser Feind wollte auf mich zustürmen, blieb aber an einer Kante hängen.

Auch wenn Ghostrunner ein sehr gutes Spiel ist, hat es dennoch einige Macken, die ich hier erwähnen möchte. Die Feinde an sich sind nicht wirklich die hellsten. Der Katana-Gegner zum Beispiel bleibt gerne während eines Dashes mal an einer Wand hängen und der Nahkämpfer, welcher auf Euch zu springt, kann sich, wenn ihr Pech habt, auch mal selbst aus der Map clippen, sodass ihr ein Areal noch mal starten müsst.

Ein weiterer Kritikpunkt für mich ist der Cybervoid. Der Cybervoid ist der Ort, an den man automatisch am Ende einiger bestimmten Levels transportiert wird. Dort lernt man dann eine neue Fähigkeit. Problem ist, dass dies mich immer sehr stark aus dem Spielgeschehen gerissen hat und ich so auch viele der Levels, die so eine Sektion am Ende haben, nicht noch mal gespielt habe.

Fazit

Ich hatte eine Menge Spaß mit Ghostrunner. Die Welt, das Gameplay und allem voran der Soundtrack haben mich sofort in seinen Bann gezogen. Mit knapp sechs bis 8 Stunden hat das Spiel auch die richtige Länge und bot genug Abwechslung, damit es nicht langweilig wurde. Ich weiß nicht, was mich dieses Jahr noch an Spielen erwartet, dennoch ist Ghostrunner mein bisheriges Game oft the Year 2020, weil es einfach etwas Frisches und noch nicht Dagewesenes war.

 

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