Sonic Colours Ultimate | Review

Wenn ein Sonic-Fan versucht zu argumentieren, dass der blaue Igel auch in 3D funktionieren kann, nimmt dieser häufig das Wii exklusive Spiel Sonic Colours aus dem Jahre 2010, als Beispiel. Also versucht Sega zum Jubiläum von Sonic uns das zu geben, was wir anscheinend wollen, Sonic Colours Ultimate. Ein Remaster des Wii-Klassikers für alle aktuellen Plattformen. Ich konnte bereits testen ob dies wirklich der richtige Weg war, Sonics Geburtstag zu feiern. 

Eggman hat seinem Schurken Dasein ein Ende gesetzt und hat ein riesigen Vergnügungspark im Universum gebaut. Was wie eine mögliche Prämisse des nächsten Freizeitpark Aufbauspiel klingt, ist in Wahrheit die Geschichte des 2010 erschienenen Wii-Titels Sonic Colours. Doch wer Eggman kennt, weiß, dass hier bestimmt mehr dahinter steckt. Deshalb machen sich auch Sonic und sein bester Freund Tails auf, diesen Park zu besuchen und siehe da, Eggman und seine Roboter scheinen es auf kleine außerirdische Wesen, den sogenannten Wisps abgesehen zu haben. Das lässt Sonic natürlich nicht so einfach zu und er sprintet direkt los, um die kleinen hilflosen Aliens zu helfen und Eggmans finstere Pläne zu vereiteln. 

Das ist natürlich nicht nur der Plot des 2010er Wii-Titels, sondern auch der des brandneuen Remasters Sonic Colours Ultimate, dass unter der Entwicklung von Blind Squirrel Games nun auf allen Plattformen erschienen ist. Aber auch wenn ihr noch keine Erfahrung mit dem Original gemacht habt, alle, die in den letzten 10 Jahren ein Sonic 3D Spiel erlebt haben, werden sich hier schnell heimisch fühlen, denn Colours ist eine der wegweisenden Teile, die die Boost Formel eingeführt hat, die noch heute das Gameplay in Sonic spielen bestimmt. Die Boost Formel lässt euch Sonic in einer Third Person Ansicht in hoher Geschwindigkeit nach vorne laufen, während ihr euch hauptsächlich auf das Ausweichen von Hindernissen beschränken müsst und bei gutem Spielstil noch einen weiteren Boost ausführen könnt. Dies funktionierte 2010 und überraschenderweise auch noch 2021 sehr gut. Mit Sonic durch ein Level zu rasen macht absolute Laune, leider wird diese jedoch hin und wieder durch die 2D Passagen, die auch in jedem Level von Sonic Colours existieren, ausgebremst. Versteht mich bitte nicht falsch, nicht alle 2D Abschnitte im Spiel sind schlecht. Durch die sehr schwammige Steuerung Sonics sind anspruchsvoll gestellte Momente dieser Abschnitte leider nicht sehr spaßig geworden. Stirbt man, hat man eher das seltene Gefühl, dass es an einem selber liegt, sondern am schwachen Spieldesign. Zudem verfehlen diese Momente das, was Sonic ausmacht. Anstelle schnell durch die Areale zu rasen und dabei so viel Chaos wie möglich anzustellen, kann es hier sehr langsam zugehen. Die Qualität eines Sonic Mania erreicht Sonic Colours Ultimate hier bei Weitem nicht. So schlimm wie bei einigen anderen Versuchen des Sonic Teams ist es hier aber auch nicht. 

Wegweisend war Sonic Colours auch für einen weiteren Punkt. So hat das Spiel zum ersten Mal die außerirdischen Wesen namens Wisps in die Serie eingeführt, die Sonic unterschiedliche Fähigkeiten bringen, wie sich an Wänden lang zu hangeln oder wie ein Laser Geschoss loszufliegen. Bis heute sind die Wisps ein fester Bestandteil der Serie und stellen sogar auch die Items im Fun Racer Sonic Tag Team Racing da. 

Der wohl wichtigste Punkt, den wir hier besprechen sollten, ist natürlich, wie gut sich Sonic Colours Ultimate als Remaster macht. Das technische Vorweg, die von uns getestete PlayStation 4 Version (Im PlayStation 5 Backwards Compatibility Mode) läuft in 4K und flüssigen 60 Frames. Das sollte es aber auch, denn das Spiel selber sieht nicht so viel besser aus als das Original. Anstelle eines Wii-Titels erinnert Sonic Colours Ultimate jetzt an ein PlayStation 3-Titel. Besonders die Zwischensequenzen leiden teils stark an heutigen Sehgewohnheiten. Die Story erinnert im Gegensatz zu den epischen Geschichten davor nun an eine Folge eines Sonntagmorgencartoon für Kinder und die deutsche Synchronisierung schwankt von sehr gut bis hin zu absolut grauenhaft. Gut, dass ihr den Ton separat vom Text in unterschiedlichste Sprachen ändern könnt. 

Doch woran es technisch mangelt, hat Entwickler Blind Squirrel Games an Inhalt drauf getan. Zwar ist das Kernspiel noch immer in ungefähr fünf Stunden beendet, doch hält euch Ultimate nun mit ein paar weiteren Herausforderungen an der Stange. Durch das Sammeln von Parkmünzen könnt ihr nach und nach kosmetische Veränderungen für Sonic freispielen. Erwartet dabei aber keine besonders aufwendige Skins, es geht dabei mehr um die Schuhe, Handschuhe und visuelle Effekte. Die Herausforderung, die mich am meisten beeindruckt hat, ist der Rival Rush. Hier tretet ihr in ausgewählten Leveln gegen Metal Sonic in einem Rennen an. Und überraschenderweise kann das sogar ziemlich knifflig werden. Um gegen das Roboter Ebenbild unseres Protagonisten antreten zu dürfen, müsst ihr jedoch genügend rote Ringe, die in den Leveln versteckt liegen, gesammelt haben. 

Sonic Colours Ultimate ist auch 2021 noch eines der besten Sonic Games, der 3D- Ära, hat aber auch noch die schwächen, die das Spiel schon vor 11 Jahren hatte behalten. Dazu kamen ein paar Spielfehler und auch ein Absturz des Games auf unserer PS5. Technisch darf man von Sonic Colours Ultimate also nicht viel mehr erwarten als ein Standard Remaster, doch mit ein paar interessanten neuen Inhalten, die euch langfristiger an das Spiel hängen. Ich hatte zumindest, trotz der paar Schwächen eine Menge Spaß mit der Neuauflage und hoffe dass die zukünftigen Titel diese Qualität wieder erreichen können.

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